Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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[42] Verzahnung der<br />
Fundamente des Weich-<br />
hauses mit dem der Stadtmauer<br />
Das klassische Aufbausystem e<strong>in</strong>es Weichhauses stellt sich wie folgt dar: Das Fundament<br />
ist gebildet aus e<strong>in</strong>em Rücksprung <strong>in</strong>nerhalb der <strong>in</strong>neren Stadtmauer. Dieser<br />
ausgesparte und gleichzeitig <strong>in</strong>tegrierte Teil stellt die Rückwand des Weichhauses<br />
dar. Zwei seitlich ansetzende, ca. 1 m-2 m starke, stadte<strong>in</strong>wärts gerichtete Wangen<br />
fungieren als Seitenwände. Jede Wange setzt sich aus dem Grundfundament, dem<br />
Sockelbereich sowie dem aufgehenden Mauerwerk zusammen, wo<strong>bei</strong> das Fundament<br />
meist verbreitert und zwei- bis dreilagig ausgeführt ist. Jede Lage besteht aus<br />
zwei bis drei großen Feldste<strong>in</strong>en ohne Kalkmörtelverbund. Kalkmörtel f<strong>in</strong>det sich<br />
meist erst <strong>in</strong> der obersten Lage. Der Sockel besteht ebenfalls aus zwei bis drei Lagen<br />
Feldste<strong>in</strong>en unterschiedlicher Anzahl und Größe im Kalkmörtelverband, ausgezwickelt<br />
mit Ziegelbruch und kle<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>en. In mehreren Fällen wurde der obere,<br />
aus dem Erdreich herausragende Sockelbereich bzw. das aufgehende Mauerwerk<br />
rezent (nachträglich) mit Zementmörtel stabilisiert. Die Fundamente liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
dunkelgelben, lehmigen Mittelsandschicht; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall konnte die Baugrube nachgewiesen<br />
werden. Die Verzahnung der Stadtmauer mit dem Fundament der Weichhäuser,<br />
wie sie <strong>in</strong> den Bereichen der Weichhäuser 2A, 4 und 11 dokumentiert wurden,<br />
belegt e<strong>in</strong>e Gleichzeitigkeit der Entstehung [42].<br />
Direkt über der ältesten mittelalterlichen Kulturschicht lagern mehrere Auffüllschichten,<br />
die <strong>in</strong> Richtung Stadtmauer ansteigend und zeitlich im Zusammenhang<br />
mit deren Bau zu setzen s<strong>in</strong>d. Ob es sich hier<strong>bei</strong> differenziert um e<strong>in</strong>en Vorgängerwall<br />
oder um e<strong>in</strong>e Wallaufschüttung zur Erhöhung der Stadtmauer handelt, konnte<br />
nicht e<strong>in</strong>deutig bestimmt werden. Die jüngere, etwa 40 cm starke mittelalterliche<br />
Kulturschicht besteht aus leicht lehmigem Mittelsand. Sie enthält vere<strong>in</strong>zelt Holzkohle-<br />
und Ziegelbruchpartikel und liegt über der oben genannten Auffüllschicht.<br />
Im wenigen Bereichen konnte über ihr liegend noch das nicht klar abzutrennende<br />
Kle<strong>in</strong>pflaster dokumentiert werden.<br />
Seit der Frühen Neuzeit bis zur Sanierungsmaßnahme 2006 existierte <strong>in</strong> diesem<br />
Abschnitt nur e<strong>in</strong> unbefestigter, aber befahrbarer Stadtmauerweg. Im Gegensatz<br />
zum Stadtmauerweg zwischen Ste<strong>in</strong>torplatz und Goethestraße (1. Bauabschnitt)<br />
wurden hier ke<strong>in</strong>e Mülldepots e<strong>in</strong>gebracht. E<strong>in</strong>e stellenweise aufgebrachte Ziegelbruchschicht<br />
diente der besseren Befahrbarkeit des Weges. In mehreren Bereichen<br />
existierten Gebäudefundamente, entweder Streifenfundamente aus Feldste<strong>in</strong>en<br />
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