Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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ebaut; die nicht bebauten Theile s<strong>in</strong>d meistens noch die Hausgärten der an den betreffenden<br />
Straßen belegenen Grundstücke. – Der Mauerweg ist nur <strong>bei</strong> der Scharfrichterei<br />
und zwar schon seit sehr langer Zeit mit Pflaster versehen. Sonst bef<strong>in</strong>det sich derselbe<br />
fast durchweg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungepflasterten Zustande, ...“. 75<br />
An Funden wurden vor allem kle<strong>in</strong>teilige Scherben harter Grauware, frühneuzeitlicher<br />
und neuzeitlicher Keramik, Fragmente von plastischen Tonfigürchen, Glasund<br />
Metallobjekte sowie Fragmente an Tierknochen geborgen. Aus der Auffüllschicht<br />
stammen u. a. plastisch verzierte Ofenkacheln, der obere Teil e<strong>in</strong>es Kerzenständers<br />
aus heller Irdenware und e<strong>in</strong> glasierter Topfdeckel mit Pfannengriff [45 a-c]. Die<br />
jüngere mittelalterliche Kulturschicht erbrachte sehr wenige Fragmente an harter<br />
Grauware, die ältere h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e größere Anzahl an harter Grauware, darunter<br />
auch e<strong>in</strong> Fehlbrand [45 i]. Oberhalb des Pflasters fanden sich ebenfalls mehrere<br />
Fragmente an harter Grauware, darunter e<strong>in</strong> Fragment e<strong>in</strong>es Tüllengefäßes mit<br />
aufgesetzter Tülle im Gefäßunterteil. Derartige Tüllen f<strong>in</strong>den sich gewöhnlich an<br />
Standbodengefäßen und grapenförmigen Exemplaren des 14. bis 17. Jahrhunderts. 76<br />
Möglicherweise wurde dieses <strong>bei</strong> der Bierbrauerei verwendet. Für die Prozedur des<br />
Bierbrauens brauchte man e<strong>in</strong> Behältnis mit Abflusshahn, um zwei Ar<strong>bei</strong>tsgänge zusammenzufassen.<br />
In ihm wurde das Gemisch aus Wasser, Hopfen, Gerste oder Malz<br />
mehrere Stunden abgekocht. Anschließend kam e<strong>in</strong>e Schicht aus Haferstroh auf den<br />
Gefäßboden, <strong>in</strong> der sich <strong>bei</strong>m Ablassen der Flüssigkeit alle Unre<strong>in</strong>heiten absetzten.<br />
E<strong>in</strong> eisernes Messerfragment rundet das Fundspektrum ab [45 f]. Aus dem Innenbereich<br />
des Weichhauses 4 stammt der obere Teil e<strong>in</strong>es Kugeltopfes mit randständigem<br />
Henkel [45 h] aus dem späten 13. bis zur 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, und aus der<br />
Hausverfüllung e<strong>in</strong>es Gebäudefundaments konnte e<strong>in</strong>e Münze aus dem 18. Jahrhundert<br />
(Friedrich II.) geborgen werden [45 e].<br />
Mit der Untersuchung im nördlichen Stadtmauerweg zwischen der Parkstraße<br />
und der Mühlenstraße gelang es, neue Erkenntnisse sowohl zur Besiedlung vor der<br />
Errichtung der Befestigung als auch zur Nutzung des an die Befestigung angrenzenden<br />
Innenstadtbereiches, zu Form und Aufbau der Weichhäuser sowie generell zur<br />
Stadtbefestigung zu erzielen.<br />
42<br />
75 Wernicke 1992,45.<br />
76 Schmidt 1990, 18-19, Taf.10, 11.<br />
[45 e] Münze aus dem<br />
18. Jahrhundert (Friedericus<br />
Rex – Friedrich II.), Fund am<br />
nördlichen Stadtmauerweg<br />
1 cm