Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler
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[105] Gläserner Grabste<strong>in</strong> aus<br />
e<strong>in</strong>er Störung <strong>in</strong> der Grünstraße<br />
nahe der Kirche<br />
[106] Hand<strong>bei</strong>l, Nägel und<br />
Nadeln aus Eisen sowie<br />
die Reste e<strong>in</strong>er Feld- oder<br />
Pilgerflasche<br />
bleiglasierte, helle und rottonige Irdenware, die ab dem 15. Jahrhundert regelhaft <strong>in</strong><br />
den spätmittelalterlichen Inventaren vorkommt. Das Farbspektrum der Bleiglasuren<br />
reicht von grün über gelb und violett zu braun. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Feld- oder<br />
Pilgerflaschenfragment aus heller Irdenware mit Resten von gelber Bleiglasur sowie<br />
e<strong>in</strong> Tellerfragment mit floralem Dekor <strong>in</strong> ausgeführter Sgraffito-Technik, die <strong>in</strong> Brandenburg<br />
erst ab 1750 e<strong>in</strong>geführt wurde. Unter den geborgenen Metallgegenständen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Kl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>es Griffzungenmessers, e<strong>in</strong> Hand<strong>bei</strong>l mit gebogener<br />
Schneide sowie teils stark korrodierte Nägel und Nadeln aus Eisen zu nennen [106].<br />
Unweit der Kirche <strong>in</strong> der Grünstraße wurde e<strong>in</strong> vielfach zerscherbter, im Jugendstil<br />
gehaltener Grabste<strong>in</strong> aus schwarzviolettem Glas aus e<strong>in</strong>er Störung geborgen [105].<br />
Der Grabste<strong>in</strong> war dem 23jährigen Erdmann Perwitz gewidmet, der 1918 mutmaßlich<br />
<strong>in</strong> den Gefechten des I. Weltkriegs verstarb, und trug die Inschrift: „In der Jugend<br />
schönen Tagen welkte früh me<strong>in</strong> Leben h<strong>in</strong>. Doch wie sollt ich darum klagen. Sterben<br />
ward mir zum Gew<strong>in</strong>n.“ Da der Friedhof an der St.-Marien-Kirche bereits Ende des<br />
16. Jahrhunderts aufgegeben wurde, stammt der Grabste<strong>in</strong> wohl vom neuen Kirchhof<br />
vor dem Mühlentor und wurde vermutlich im alten Schmutzwassergraben abgelegt.<br />
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