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Archäologie in Bernau bei Berlin - ABD-Dressler

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In der spätmittelalterlichen Skelettserie aus <strong>Bernau</strong> konnte <strong>bei</strong> <strong>in</strong>sgesamt 166 Indivi-<br />

duen das Geschlecht diagnostiziert werden, wogegen dieses <strong>bei</strong> 86 Individuen nicht<br />

mehr gelang. 95 Skelette wurden dem männlichen, 71 dem weiblichen Geschlecht<br />

anthropologisch zugeordnet. Der erhöhte Männeranteil könnte nach B. Jungklaus<br />

auf e<strong>in</strong>en Zuzug der mobileren Männer h<strong>in</strong>weisen, eventuell bed<strong>in</strong>gt durch die<br />

besseren Verdienst- und Ar<strong>bei</strong>tsmöglichkeiten <strong>in</strong> der spätmittelalterlichen Stadt.<br />

Für die Frauen konnte e<strong>in</strong>e durchschnittliche Körperhöhe von 161 cm und für<br />

die Männer von 167 cm ermittelt werden. Bei den über 60 Jahre alt gewordenen<br />

Individuen konnte e<strong>in</strong>e größere durchschnittliche Körperhöhe ermittelt werden<br />

als <strong>bei</strong> denen, die <strong>in</strong> jüngerem Lebensalter verstarben. Diese Individuen hatten<br />

vermutlich bessere Lebens- und Ernährungsbed<strong>in</strong>gungen und gehörten möglicherweise<br />

e<strong>in</strong>er sozial besser gestellten Schicht an.<br />

Die Skelette der <strong>Bernau</strong>er St.-Marien-Kirche bef<strong>in</strong>den sich derzeit zur weiterführenden<br />

Untersuchung am Institut für Biologie der Freien Universität zu Berl<strong>in</strong>, wozu<br />

bisher mehrere universitäre Abschlussar<strong>bei</strong>ten daran durchgeführt worden bzw.<br />

noch <strong>in</strong> Ar<strong>bei</strong>t s<strong>in</strong>d. 98 Schwerpunkt hier<strong>bei</strong> ist die Erforschung paläopathologischer<br />

Veränderungen: Erkrankungen der Zähne und der Kieferknochen, degenerative<br />

Gelenk-veränderungen, Mangel- und Infektionserkrankungen im K<strong>in</strong>desalter,<br />

Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule und den Pathologica des Schädels.<br />

Chemische Analysen geben Aufschluss über die damalige Ernährungssituation<br />

und das Abstillalter.<br />

Die Paläopathologische Untersuchung an 73 Schädeln – 53 erwachsener und<br />

20 juveniler Individuen – der mittelalterlichen Populationen des <strong>Bernau</strong>er St.-Marien-<br />

Friedhofes99 diente zur Beurteilung des Gesundheits- bzw. Krankheitsstatus. Die<br />

Schädel wurden primär makroskopisch, als auch röntgenologisch untersucht und<br />

dokumentiert. Siebartige Veränderungen des Orbitadaches (Cribra orbitalia) traten<br />

<strong>bei</strong> der <strong>Bernau</strong>er Bevölkerung zu 53 % auf. Erkrankungen der Nasennebenhöhlen fanden<br />

sich <strong>in</strong> der <strong>Bernau</strong>er Bevölkerung mit e<strong>in</strong>er Häufigkeit von 44 %. Veränderungen<br />

des harten Gaumens im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Stomatitis kommen <strong>in</strong> <strong>Bernau</strong> zu 30 % vor. Die<br />

Lam<strong>in</strong>a <strong>in</strong>terna des Schädeldaches – immerh<strong>in</strong> <strong>bei</strong> der <strong>Bernau</strong>er Bevölkerung ebenfalls<br />

<strong>bei</strong> 44 % – zeigte besonders häufig Spuren pathologischer Veränderungen: u. a.<br />

verstärkte Impressiones digitatae, druckatrophische Prozesse, erweiterte Gefäßab-<br />

54<br />

98 Barth 2000; Faber 2001; Hornig 2002; Möws 2003;<br />

Schäuble 2006; Schmidt 2006; Laubenste<strong>in</strong> 2007;<br />

DeAlbuquerque Le<strong>in</strong>ebach (<strong>in</strong> Ar<strong>bei</strong>t); Jungklaus (<strong>in</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>t).<br />

99 Schmidt 2006.

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