Das Darmstädter Verfahren (EVITA) - Fachgebiet Fahrzeugtechnik ...
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Ein Versuch ist dann als gültig deklariert, wenn der Proband erst nach dem Unterschreiten<br />
der Aktivierungsschwelle der Frontalkollisionsgegenmaßnahmen seinen Blick auf<br />
die Straße richtet. 109<br />
Als „unterstützend wirkend“ werden FKGM deklariert, wenn eine Blickzuwendung<br />
maximal 0,3 s vor der Auslösung erfolgt. 110 Innerhalb dieser 0,3 s erfolgt die Wahrnehmung<br />
der Situation (siehe Modell der menschlichen Informationsverarbeitung nach<br />
Johanssen im Kapitel 1.2). Gemäß der Erwartung unterstützen die Frontalkollisionsgegenmaßnahmen<br />
den Fahrer in diesem Fall bei der Ausführung der Handlung (Bremsen<br />
und/oder Lenken). Diese Annahme wird durch eine Frage im Probandenfragebogen<br />
direkt im Anschluss an den Versuch validiert. Die Bremsleuchten der Heckansicht<br />
leuchten beim Beginn der Abbremsung des Dummy Target für 0,1 s auf, damit im Kameramesssystem<br />
der Beginn der Bremsung markiert ist. Danach sind die Bremsleuchten<br />
bis zum Erreichen einer TTC von 7 s ausgeschaltet. Dadurch wird eine höhere Anzahl<br />
an gültigen Versuchen erreicht, da Probanden trotz eines kurzen Kontrollblicks die<br />
drohende Kollision in der Regel nicht erkennen (siehe Erklärungsmodell von Krüger im<br />
Kapitel 4.2.4). Negative Effekte auf das Fahrerverhalten durch die gewählte Lösung<br />
sind während der Versuche nicht zu beobachten gewesen.<br />
Zu minimieren ist bei den Versuchen eine Verfälschung der Ergebnisse durch Voreingenommenheit<br />
des Probanden. Gefordert ist, den wahren Versuchszweck vor Beginn der<br />
ersten Notbremsung zu verschleiern. Dies wurde durch ein zusätzliches Fahrerassistenzsystem<br />
mit der Vorgabe des korrekten Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug („Ampel“)<br />
und durch Fragen im Eingangsfragebogen zu Präferenzen der Probanden beim<br />
Navigieren zu unbekannten Orten erreicht. Nach dem ersten Notbremsversuch ist dem<br />
Probanden indessen der wahre Versuchszweck deutlich geworden, er gilt als voreingenommen.<br />
Durch mehrmaliges Abfahren der Versuchsstrecke ohne Versuchsauslösungen<br />
des Dummy Target (Leerfahrten) oder die Auslösung von Fehlalarmen bzw. Fehleingriffen<br />
kann die Erwartungshaltung des Probanden abgeschwächt werden. Unter Berücksichtigung<br />
dieses Effekts ist die vergleichende Auswertung mehrerer Versuchsfahrten<br />
einer Versuchsperson möglich und führt zu probandenbezogenen Urteilen. Die Unvoreingenommenheit,<br />
die ein Proband vor dem ersten Versuch hatte, kann aber nicht wieder<br />
hergestellt werden. Als geeignet können die anschließenden Versuchsfahrten zur<br />
Beurteilung von Fehlauslösungen durch den Probanden angesehen werden.<br />
109 In den PKW-Versuchen wird eine Gültigkeitsrate von 60 % erzielt (siehe Kapitel 8, Ergebnisse)<br />
110 Bei vier der 110 Probanden wirken die Frontalkollisionsgegenmaßnahmen unterstützend<br />
(siehe Kapitel 8, Ergebnisse)<br />
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