Das Darmstädter Verfahren (EVITA) - Fachgebiet Fahrzeugtechnik ...
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Weiterhin ist die Geschwindigkeit hoch genug, sodass ein Stillstand des Fahrzeuges im<br />
Beurteilungszeitraum nicht erreicht wird (siehe Anforderung aus Kapitel 4.4.2).<br />
Verzögerung <strong>EVITA</strong>: 7 m/s²<br />
Die maximale Verzögerung des Dummy Target beim Bremsen beträgt 9 m/s² (siehe<br />
Tabelle 4-1). Mit einer Verzögerung von 7 m/s² wird ein Sicherheitsbereich gelassen,<br />
wodurch bei jedem Versuch eine stabile Abbremsung des Dummy Target zu erwarten<br />
ist. Bei höheren Verzögerungen als 7 m/s² kann nicht ausgeschlossen werden, dass das<br />
Dummy Target einen Schwimmwinkel aufbaut, der zu einem Zielverlust des Radarsensors<br />
und damit zu einem Versuchsabbruch führt. Bei der Bestimmung der Verzögerung<br />
des Dummy Target wurde die Erkenntnis gewonnen, dass die Verzögerung für Probandenversuche<br />
nur Mittel zum Zweck für das Erzeugen einer Schrecksituation und damit<br />
weitestgehend irrelevant ist. Liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Bewertung<br />
der Fahrerreaktionen und wird die im Kapitel 4.2.4 beschriebene Ablenkung des<br />
Probanden angewendet, so ist die bestimmende Variable für eine Erschreckung des<br />
Probanden der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, genauer: die Größe der Heckansicht.<br />
Dieser Heckansicht wird vom Probanden im sensorischen Speicher des Gehirns<br />
eine Größe beim Ausgangsabstand von 20-25 m zugeordnet. Danach kann der Proband<br />
wegen der Ablenkung das weitere Geschehen nicht mehr kontrollieren. Alarmiert durch<br />
die Frontalkollisionsgegenmaßnahme, erkennt er eine deutlich vergrößerte Heckansicht<br />
(mit aufleuchtenden Bremsleuchten), was zur Wahrnehmung einer kritischen Situation<br />
führt. In den kurzen Zeiträumen des Blickes auf die Straße kann weder eine Differenzgeschwindigkeit<br />
noch eine Beschleunigung des vorausfahrenden Fahrzeugs bestimmt<br />
werden, was auch Krueger 113 bestätigt. Auch Todosiev 114 beschreibt Wahrnehmungsschwellen<br />
für Geschwindigkeitsdifferenzen und leitet daraus das „Action-Point-Model<br />
of the Driver Vehicle System“ ab. Demnach pendeln Fahrer in Folgefahrt um einen<br />
Wunschabstand und Verhaltensänderungen (beschleunigen, verzögern) treten nur an den<br />
Punkten einer wahrgenommenen Geschwindigkeitsänderung zuzüglich Reaktionszeit<br />
auf. Im Umkehrschluss kann die Verzögerung des Dummy Target auch größer (durch<br />
technische Lösungen auch oberhalb von 10 m/s²) ausfallen, wenn dadurch der Anteil der<br />
gültigen Versuche steigt. Die Glaubwürdigkeit der Situation für den Probanden muss<br />
aber beachtet werden. Für die Bewertung des Gesamtsystems inklusive der Sensorleistung<br />
zur Bestimmung der Situation ist hingegen eine Verzögerung wie bei herkömmlichen<br />
Fahrzeugen notwendig.<br />
113 Krueger, H.: Sehfunktion versus Sehleistung, 1999, S. 6<br />
114 Leutzbach, W.: Wahrnehmungsbedingungen, 1988 nach Fecher, N.: Dissertation, 2005, S. 16