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40 Jahre Informatik in München - Fakultät für Informatik - TUM

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durch die Elektro<strong>in</strong>genieure Wilhelm Anacker und Fang Tsui. Insbesondere<br />

war Tsui betraut mit dem Bau e<strong>in</strong>es Kernspeichers und mit der<br />

Beschleunigung der Befehlsentschlüsselung 6 .<br />

1955: Das Kellerpr<strong>in</strong>zip. 1955 neigt sich der Bau der PERM se<strong>in</strong>em<br />

Ende zu, erste Testläufe werden möglich. Sauers Mathematische<br />

Arbeitsgruppe ist an den Tests beteiligt und an der E<strong>in</strong>weisung der prospektiven<br />

Benutzer. Es bleibt jedoch Zeit, He<strong>in</strong>z Rutishausers Idee von<br />

1951, die Programmierung e<strong>in</strong>er digitalen Rechenanlage der Anlage selbst<br />

zu überlassen 7 , also e<strong>in</strong>en Formelübersetzer zu entwickeln 8 . Bauer und<br />

Samelson realisieren damit Konrad Zuses 9 nie verwirklichte Absicht, e<strong>in</strong><br />

‘Planfertigungsgerät’ zu bauen.<br />

Dabei greift Bauer auf se<strong>in</strong>en Entwurf e<strong>in</strong>es formelgesteuerten Logikrechners<br />

zurück: E<strong>in</strong>er Anregung <strong>in</strong> der Vorlesung von Wilhelm Britzelmayr,<br />

Honorarprofessor <strong>für</strong> mathematische Logik, nachkommend, baute Helmut<br />

Angstl e<strong>in</strong> hölzernes Modell zur Überprüfung der Wohlgeformtheit<br />

e<strong>in</strong>es aussagenlogischen Ausdrucks <strong>in</strong> klammerfreier Präfixschreibweise,<br />

und zeigte es Bauer am 31. August 1950. Bauer entwarf daraufh<strong>in</strong> um die<br />

<strong>Jahre</strong>swende 1950/1951 e<strong>in</strong>e gleichwertige elektrische Schaltung, bei der<br />

durch e<strong>in</strong>e Batterie von Kontaktrelais (später im Jargon von Bauer und<br />

Samelson genannt ,,Keller“) die Klammerungstiefe entlang der Formel<br />

festgestellt wird. Es lag nahe, dabei parallel zur Prüfung auf Wohlgeformtheit<br />

auch die Auswertung der logischen Formel durch elektrische<br />

Relais vorzunehmen. Damit entstand e<strong>in</strong> logischer Formelrechner, der<br />

den Namen STANISLAUS bekam10 . ,,Die bekanntesten Masch<strong>in</strong>en, die<br />

sämtliche Kontakte der über 2000 Steckelemente, werden unbrauchbar und müssen<br />

ersetzt werden’ (Walter Proebster).<br />

6 ‘Um die Störanfälligkeit der PERM beim Aufwärmen zu umgehen, wurde e<strong>in</strong> 24-<br />

Stunden-Masch<strong>in</strong>endienst e<strong>in</strong>geführt. Die Mathematiker waren darüber entzückt.<br />

In e<strong>in</strong>er Reihe von Nächten bearbeitete der Astronom W<strong>in</strong>fried Petri von der LMU<br />

die Ausgleichung e<strong>in</strong>er weltweiten Vermessung von Gestirnstandorten. Der Nachrichtentechniker<br />

Rudolf Saal von der THM berechnete e<strong>in</strong>en Filterkatalog.’ (Hellmuth<br />

Haag).<br />

7 He<strong>in</strong>z Rutishauser, Automatische Rechenplanfertigung bei programmgesteuerten<br />

Rechenanlagen. Mitt. Inst. Angew. Math. ETH Zürich, Nr. 3. Birkhäuser, Basel 1952.<br />

8 Die Anfang 1952 begonnene Realisierung des STANISLAUS blieb 1953 liegen, kam<br />

aber Ende 1956 auf Bitten und mit Hilfe e<strong>in</strong>er Spende von Britzelmayr unter Mithilfe<br />

von Hellmuth Haag zustande.<br />

9 Konrad Zuse (1910–1995) führte am 12. Mai 1941 se<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e Z3 e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

Besuchergruppe <strong>in</strong> der Methfesselstraße 4 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Kreuzberg vor (Horst Zuse).<br />

10 ‘Kaffeepause im Mathematischen Institut, irgendwann Anfang der 50er <strong>Jahre</strong>: Man<br />

redet über das <strong>in</strong> Vorbereitung bef<strong>in</strong>dliche Gerät, das die polnische Notation benützt.<br />

Es fällt auch der Name des Erf<strong>in</strong>ders dieser Schreibweise: Prof. ̷Lukasiewicz aus<br />

Warschau. ,,Welchen Vornamen hat denn der?“, will e<strong>in</strong>er wissen. Antwort Friedrich<br />

L. Bauer: ,,Er wird schon Stanislaus heißen“. Das war die Taufe des ‘Logikrechners<br />

STANISLAUS’ ohne Rücksicht darauf, daß besagter Vorname schlicht und e<strong>in</strong>silbig<br />

Jan lautet.’ (Helmut Angstl).<br />

7

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