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40 Jahre Informatik in München - Fakultät für Informatik - TUM

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Wie alle Entscheidungen, die schnell und auf zu hoher Abstraktionsebene<br />

getroffen werden, hatte aber auch diese e<strong>in</strong>schneidende Folgen.<br />

Die zunächst drei, dann vier und schließlich sogar fünf 4-stöckigen Bauten<br />

hatten quadratische Grundstruktur. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstes Quadrat war freier<br />

Luftraum <strong>in</strong> den Etagen 2, 3, 4 mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Mauer um das Quadrat,<br />

damit niemand herunterfällt. Dann kam der Weg zur Erschließung<br />

der Etage und außen lagen die Zimmer. Jedes Zimmer hatte an se<strong>in</strong>er<br />

Gangseite e<strong>in</strong>gebaute Holzschränke: Bücherschränke, Garderobenschränke,<br />

Waschecken und Türüberbauungen; <strong>in</strong>sgesamt 5 Typen. Im Endeffekt<br />

wurden daraus wegen der nicht-schrumpfbaren Teile 73 Schranktypen!<br />

Die ursprünglich gut geplante Variabilität war perdu.<br />

Es gab noch ganz andere Probleme. Kaum jemand hat richtig wahrgenommen,<br />

daß im ganzen Südgelände entlang der Gabelsberger Straße<br />

ke<strong>in</strong> Erdgeschoß genutzt wurde. Man g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> von der Arcisstraße<br />

oder von der Barer Straße und stieg <strong>in</strong> den ersten Stock. Daran war man<br />

so gewöhnt, daß es schließlich nicht mehr auffiel. Im ersten Stock gab es<br />

dann die lange Rennbahn von der Barer bis zur Arcisstraße — unterteilt<br />

von schweren Glastüren. Ohne weiteres hätte man Wettbewerbe im Hundertmeterlauf<br />

veranstalten können. Aus Sicherheitsgründen haben wir<br />

das tunlichst unterlassen. Unter dieser Rennbahn lag der Führerbunker.<br />

Nur an den Enden gab es e<strong>in</strong> Erdgeschoß; an der Barerstraße sogar mit<br />

Pförtner. Zwischen den beiden Straßen gab es aber im Erdgeschoß auf<br />

der Straßenseite nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Fenster.<br />

Nur ganz wenige Auserwählte kamen jemals <strong>in</strong> die Katakomben Hitlers<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Schwerer Beton, teilweise abgesoffen und mit Brettern begehbar<br />

gemacht; dumpf, allenfalls zur Lagerung unempf<strong>in</strong>dlicher D<strong>in</strong>ge geeignet,<br />

nur <strong>in</strong> der Nähe der Bauamtsverwaltung besser ausstaffiert.<br />

Auf Betreiben von F. L. Bauer wurde das Südgelände später umbenannt<br />

<strong>in</strong> Robert-Sauer-Bauten. Es hätte die so verdiente und dauerhafte Ehre<br />

<strong>für</strong> Sauer se<strong>in</strong> können — wäre da nicht die miserable Bauausführung gewesen.<br />

Schon seit 1995 begannen e<strong>in</strong>zelne Kalkste<strong>in</strong>-Platten der Fassade<br />

herunterzufallen und niemand versuchte ernsthaft, das zu verh<strong>in</strong>dern. So<br />

wurde aus dem Südgelände schließlich e<strong>in</strong> zwar noch genutztes, aber bereits<br />

halb aufgegebenes Terra<strong>in</strong> mit Gerüsten außen und Überbauungen<br />

<strong>für</strong> die E<strong>in</strong>gänge, damit niemand von e<strong>in</strong>er der vorgehängten Platten<br />

erschlagen werden möge. Eigentlich müssen wir <strong>in</strong> Deutschland uns<br />

schämen, wenn Universitätsbauten nach nur 30 <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>en Zustand<br />

verfallen — hier zudem, wie mit dem Andenken Sauers umgegangen<br />

worden ist. Jedoch: Die e<strong>in</strong>geschränkte Benutzbarkeit der Bauten des<br />

Südgeländes <strong>in</strong>folge Asbestverseuchung führte schließlich zum Neubau<br />

der <strong>Fakultät</strong>en <strong>für</strong> Mathematik und <strong>Informatik</strong> <strong>in</strong> Garch<strong>in</strong>g und damit<br />

zur Durchbrechung der quälenden Raumnot.<br />

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