ZEvA Evaluation von Lehre und Studium im Fach Maschinenbau an ...

ZEvA: Evaluation des Studienfaches Maschinenbau in Niedersachsen und Bremen 13
2 Das Maschinenbaustudium in Niedersachsen und Bremen
2.1 Allgemeine Überlegungen zum Maschinenbau
Die Veränderungen und der Druck, dem die Ingenieurwissenschaften derzeit unterliegen, wurden
durch die Presse bundesweit vermittelt. Schlagzeilen in den Zeitungen wiesen zuerst auf einen dramatischen
Einbruch der Anfängerzahlen an allen Hochschulen hin, um jetzt die händeringende Suche der
Industriebetriebe nach ausgebildeten Ingenieuren zu schildern. Befasst man sich näher mit dem Fach,
wird deutlich, dass die Gesamtsituation des Maschinenbaus in einem beschleunigten Wandel begriffen
ist. Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Kommunikationstechniken verzahnen sich zu modernen
Produkten. Der Bedarf an einem "White Collar Maschinenbau", also einem Ingenieur, der eher
mit der EDV als mit dem Schraubenschlüssel umgehen kann, steigt, der bisherige "Blue Collar Maschinenbau"
ist nicht mehr so gefragt. Er hat an Attraktivität bei den künftigen Studierenden verloren.
Die ungebrochenen Studentenzahlen für die Studiengänge Luft- und Raumfahrt beweisen dies schon
jetzt. Das bedeutet für die ausbildenden Hochschulen, dass an ganz neue Fachbereichszuschnitte zu
denken ist. Auch der Ablauf einer Produktentwicklung verlässt mehr und mehr tradierte Vorstellungen.
Nimmt man die Untersuchung des Vereins Deutscher Maschinenbauer (VDMA) bei seinen Mitgliedsfirmen
aus dem Jahr 1998 zur Frage „Wie viele und welche Ingenieure benötigt der Maschinenbau in
Zukunft ?“ als Grundlage für die Frage „In welche Richtung sollen sich die Fachbereiche des Maschinenbaus
in Niedersachsen zukünftig entwickeln ?“, so kommt man zu den folgenden Aussagen:
Mehr als die Hälfte der Unternehmen geht davon aus, dass die Nachfrage nach Ingenieuren in den
nächsten Jahren über den Ersatzbedarf für ausscheidende Arbeitnehmer hinausgehen wird.
Dem bereits geschilderten Zusammenwachsen der verschiedenen Fächer müssen die Fachbereiche
des Maschinenbaus Rechnung tragen und ihre teilweise ausschließliche Ausrichtung auf Studienrichtungen
im klassischen Maschinenbau aufgeben. Ein Beispiel dafür ist ein Studiengang „Mechatronik“,
der bei einer richtigen Gewichtung diesen Systemgedanken verwirklicht. Andere Varianten sind möglich.
Ihre Verwirklichung bedarf einer genauen Untersuchung der Vor-Ort-Situation hinsichtlich Industriebedarf
und Lehrpersonal im Fachbereich.
Da auch in der Elektrotechnik der Anteil der Informationstechnik erheblich angestiegen ist und weiter
steigt, ist zu prüfen, ob nicht die dortige Neuausrichtung dazu führt, dass z.B. im Teilgebiet „Automatisierungstechnik“
eine Ergänzung für den Maschinenbau vorhanden ist, die in einer organisatorischen
Neustrukturierung der Fachbereiche des Maschinenbaus und einer Verzahnung mit der Elektrotechnik
ihren Niederschlag findet. Das wäre dann auch eine Antwort auf die derzeitige Situation an den Fachbereichen
des Maschinenbaus, aber auch der Elektrotechnik, die generell von geringen Erstsemesterzahlen
geprägt ist.
Eine perspektivlose Reduzierung der Ausbildungskapazitäten in den Fachbereichen des Maschinenbaus
in Niedersachsen wird generell von den Gutachtern abgelehnt und ist auch aus Sicht der Industrie
nicht zu begründen.