Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Erhard Crome<br />
Die Neuen Kriege<br />
Der Krieg in Irak ist noch nicht zu Ende, da wird bereits über den nächsten Krieg,<br />
nun gegen den Iran nachgedacht. Ein früherer Geheimdienstexperte des US-Militärs<br />
hatte Ostern 2006 in der Washington Post mitgeteilt, dass die USA derzeit<br />
unterschiedliche Pläne eines Iran-Krieges durchspielen, von Angriffen mit Raketen<br />
– die durchaus auch atomar bestückt sein können – bis zum Einmarsch von<br />
Bodentruppen. Derlei Pläne wurden bereits im Jahre 2002, das heißt lange vor Beginn<br />
des Irak-Krieges, in Auftrag gegeben. 1 Wenn inhaltliche Schrittfolgen etwas<br />
mit zeitlichen Abläufen zu haben, was zumindest unter der Perspektive von politischer<br />
Logik sinnvoll erscheint, heißt dies: Nicht die Kriegsdrohungen der USA<br />
und anderer sind die Folge der Eskalation des derzeitigen Atom-Streits mit dem<br />
Iran, sondern der Streit wurde zum Zaune gebrochen, um die seit vier Jahren in<br />
Arbeit befindlichen Kriegspläne in die Tat umzusetzen.<br />
Das wirft ein nochmals deutlicheres Licht auf die Gesamtplanungen der Bush-<br />
Administration in der Region des Nahen und Mittleren Ostens. Der Irak-Krieg<br />
sollte den großen, direkten Militär- und politischen Stützpunkt der USA in der<br />
Region schaffen, von dem aus weitere Angriffe, so gegen den Iran und Syrien –<br />
hier werden die Spannungen ja auch regelmäßig auf einer bestimmten Mindesthöhe<br />
gehalten –, geführt werden können. Nun meinen manch militärischpolitische<br />
Kommentatoren, da der Irak-Krieg in ein Fiasko zu rutschen droht, dort<br />
bereits ein Bürgerkrieg entsteht und eine Stabilisierung offensichtlich in weiter<br />
Ferne liegt, sollten sich die USA mit dem Iran verständigen, um den Irak zur Ruhe<br />
kommen zu lassen. Das aber wäre aus Sicht des Präsidenten Bush II keine imperiale<br />
Stabilisierung, man wäre ja auf jemand anderen angewiesen, den man außerdem<br />
als Feind betrachtet. Also wird das Gegenteil getan, der Konflikt eskaliert<br />
und regional ausgeweitet. Das hatten die USA übrigens schon einmal gemacht:<br />
Als sie sahen, dass sie den Vietnam-Krieg nicht gewinnen können, weiteten sie<br />
ihn auf Laos und Kambodscha aus. Das hatte sie schließlich nicht davor bewahrt,<br />
am Ende geschlagen abziehen zu müssen. Doch es hatte die Zahl der Opfer deutlich<br />
erhöht.<br />
Das derzeitige Vorgehen von Bush II ist analog dem zu Zeiten der Eskalation<br />
der Lage in Vorbereitung des Irak-Krieges. Damals war ebenfalls eine Lüge der<br />
anderen gefolgt, keiner der fingierten Kriegsgründe hatte sich am Ende als stichhaltig<br />
erwiesen, für keine hatte er sich allerdings entschuldigt, jedoch am Ende er-<br />
1 USA: Iran-Kriegsplanungen sollen seit 2002 laufen. In: Spiegel Online, 16. April 2006<br />
(www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,411608,00.html).<br />
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