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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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flikts – deutlich zu machen. Den casus belli führte faktisch die US-amerikanische<br />

Diplomatie herbei: Saddam Hussein bestellte die US-Botschafterin und fragte sie,<br />

wie die USA auf eine Annexion Kuweits reagieren würden. Sie antwortete, diese<br />

sähen ihre Interessen nicht tangiert, es sei eine innerarabische Angelegenheit –<br />

was Saddam Hussein als Akzeptanz verstand, um anschließend die Botschafterin<br />

desavouiert und sich im Konflikt mit der Weltgemeinschaft zu sehen. Allerdings<br />

war die völkerrechtliche Sachlage klar: Saddam Hussein hatte ein souveränes<br />

Land überfallen, und der UNO-Sicherheitsrat sanktionierte den Militäreinsatz. 8<br />

Das unterscheidet jenen Golfkrieg immerhin noch von allen nachfolgenden Kriegen<br />

des Imperiums.<br />

Imperien ist zu eigen, dass sie nicht nur vergleichsweise große Territorien umfassen,<br />

sondern es ist ihre potentiell universelle politische, wirtschaftliche und<br />

kulturelle Orientierung, die sie treibt, sich auszudehnen, so weit ihre Kraft es zulässt,<br />

und das einmal Eroberte unter Kontrolle zu halten, so lange die Kraft reicht.<br />

Die Herrschaft, die den Raum kontrolliert, ist zentral organisiert; dabei ist weniger<br />

wichtig, ob ein Einzelner diese Kontrolle ausübt, sondern dass das Herrschaftsgebiet<br />

als ein Ganzes zusammengehalten und durchherrscht wird.<br />

Insofern ist der »normale« Krieg der an der Peripherie, da es um die Abwehr<br />

eines Angriffs der »Barbaren« geht (die Inländer sind immer die Kulturmenschen;<br />

das war schon bei den Griechen und beim Imperium Romanum so), um die Unterwerfung<br />

dieses oder jenes Barbarenstammes, der der Segnungen der Reichsherrschaft<br />

bisher nicht teilhaftig werden wollte, oder um die Niederwerfung von<br />

Aufständen, in der Regel auch an den Peripherien. Die Reichsbevölkerung ist<br />

gleichzeitig bei Stimmung zu halten – durch »Brot und Spiele« und Krieg zur gleichen<br />

Zeit oder eben Krieg und Fußball-Normalität oder einfach dadurch, dass man<br />

das »normale« Leben so weiter laufen lässt, wie es immer lief, und den Krieg an<br />

der Peripherie als Sache behandelt, die das Reich eben so macht, die mit dem Leben<br />

der Bürger aber nicht viel zu tun hat.<br />

Die Logik derartiger Kriegsführung folgt nicht daraus, ob die Reichsordnung<br />

im Innern republikanisch oder autoritär verfasst ist – Rom war in der Zeit der Senatsherrschaft<br />

ebenso eine imperiale Macht, wie die unzweifelhaft demokratisch<br />

verfassten USA seit dem Krieg gegen Spanien 1898. Es ist die Art und Weise des<br />

Peripherie-Krieges, den ein Imperium führt. Der Verbund von dominierenden<br />

USA und EU-Europa handelte gegenüber Jugoslawien Ende der 1990er Jahre<br />

ganz offen als ein imperiales Gefüge, das angetreten ist, einen »Barbarenstamm«<br />

an der Grenze seinem Gesetz des Handelns zu unterwerfen. Gegen den Irak<br />

agierte das US-Imperium nicht mit der ganzen EU, sondern nur im Verbund mit<br />

hilfswilligen Föderatentruppen. Bei dem derzeit geplanten Kriegsbeginn gegen<br />

den Iran kann es durchaus wieder anders sein.<br />

8 Vgl. Pierre Salinger; Eric Laurent: Krieg am Golf. Das Geheimdossier. München/Wien 1991, S. 49 ff.. Insbesondere<br />

S. 63; Erhard Crome: Menetekel <strong>neue</strong>r Weltenauseinandersetzungen? Noch einmal über den Golfkrieg.<br />

In: IPW-Berichte, Berlin, Heft 11-12/1991, S. 40-43.<br />

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