Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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it is designed to suit American imperial objectives. America’s allies want a multilateral<br />
order that will essentially constrain American power.«<br />
Oder, in der kurzen Aufforderung der Unterzeile des großes Aufsehen erregenden<br />
Artikels von Ignatieff an seine amerikanischen Mitbürger: »Get used to it« –<br />
gewöhnt euch an das Empire! Schließlich stellt es die liberalen Rechte bereit und<br />
sichert sie, nicht zuletzt (sondern zuerst) das Recht auf Privateigentum und dessen<br />
vielfältige Bewegungsweisen.<br />
7.2.4. Linke Kritik und Positionen<br />
Liberale wie neokonservative Bestimmungen des »Empire« sehen in ihm ein<br />
politisches Projekt, für das ein Bezug auf ein »heimisches« Territorium und die<br />
Fähigkeit charakteristisch sind, Ressourcen global zu mobilisieren. Die Linke, die<br />
immerhin eine Tradition der Analyse des Empire-Problems hat, hat in Imperien<br />
keine überhistorische Formen politischer Herrschaft gesehen, sondern demgegenüber<br />
in der Regel das Kommando über die Akkumulation des Kapitals im Raum<br />
und in der Zeit als Kern eines imperialen Projekts bzw. als unterscheidenden Inhalt<br />
des Imperialismus betont. 113 Die Beziehung zwischen den beiden Aspekten<br />
einer terrritorialen Logik der Politik und einer kapitalistischen Logik stehen hier<br />
im Zentrum der Analyse. Sie hat dabei allerdings mit dem Rekurs auf den Imperialismusbegriff,<br />
der sich auf den Zusammenhang von historischer Entwicklungsstufe<br />
des Kapitalismus (ökonomische Konkurrenz zwischen Kapitalien und<br />
Kapitalismen) und Nationalstaat (geopolitische Konkurrenz und »politische Akkumulation«<br />
von Macht zwischen Staaten) bezog, es weitgehend aufgegeben,<br />
nach dem »Imperium« zu fragen. Anfang der 90’er Jahre hatte die Linke im Wesentlichen<br />
ebenso aufgehört, eine internationale Imperialismusdebatte zu führen,<br />
nachdem sie schon lange darauf verzichtet hatte, in ihrem staatstheoretischen<br />
Nachdenken über die politische (Welt-) Ordnung den Begriff Empire als handhabbare<br />
Kategorie ins Auge zu fassen. Auch im wissenschaftslinken Diskurs<br />
tauchte der Begriff »Imperialismus« praktisch nicht mehr auf, er war zur historischen<br />
Reminiszenz geworden. Die amerikanische Linke reagierte kaum und spät<br />
auf die veränderte Weltlage seit 1989 und das sich einer übrig gebliebenen USA-<br />
Macht stellende zentrale Problem, wie eine <strong>neue</strong> politische Weltordnung aufgebaut<br />
werden konnte, welche das Primat der USA sicherte. Diese Schlüsselfrage<br />
differenzierte sich ja in eine Reihe einzelner Probleme auf:<br />
• Wie konnte der Schritt zu einer <strong>neue</strong>n – eben nun erstmals globalen – kapitalistischen<br />
Raumordnung gegangen werden, deren Größenordnung die herge-<br />
113 Beispiele: Alex Callinicos: Imperialism and Global Political Economy. In: International Socialism 108 (2005).<br />
Richard W. Van Alstyne: The Rising America Empire New York 1974 (1960); Lloyd C. Gardner; Walter F. La<br />
Feber; Thomas J. McCormick: Creation of the American Empire. Chicago 1973; Michael Parenti: Against Empire,<br />
San Francisco 1995. Unter diesem Aspekt ist der theoretische Zugang <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong>s zur Imperialismusanalyse<br />
ungebrochen attraktiv.<br />
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