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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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vorschlägt, nach dessen Ansicht »there has to be some sort of direct rule over the<br />

dominion for a power to be classified as an empire« 171 , oder ob es auch etwa Sinn<br />

macht, den Begriff auch für solche Situationen zu gebrauchen, in denen es direkte<br />

und formelle Kontrolle weit in den Hintergrund tritt und nur noch latent vorhanden<br />

ist;<br />

• ob sich der Begriff Empire mit der Existenz von (welchen?) Grenzen der Einflussausübung<br />

verträgt oder ob nicht realistische Annahmen sinnhaft sind, dass es<br />

keine totale Weltkontrolle geben kann (sie auch nicht notwendig ist) und es keine<br />

vollständige Willensdurchsetzung geben kann und eine solche Konstruktion auch<br />

keinerlei Sinn macht für eine Klassifikation weiterreichender »internationaler Beziehungen«<br />

– wie die Geschichte der Imperien der Vergangenheit zeigt: »that<br />

those who where members of the (imperial – RR) club and wished to benefit from<br />

the membership, had to abide by the club’s rules and behave like gentlemen« 172 ;<br />

• ob das Konzept des Empire daher so weit gefasst werden soll, dass es zahlreiche<br />

andere Politikformen der Macht, Hegemonie, Dominanz, Einfluss etc.<br />

einschließt und damit seine analytische Trennschärfe fraglich wird oder ob ein<br />

weitaus engerer Zugriff sinnvoll ist, der sich im Zeichen von Guantanamo und<br />

Abu Ghraib auf unmittelbare politische Dominanz, expliziten Zwang und hierarchische<br />

Strukturen bezieht und die Souveränität und Handlungsfreiheit eines untergeordneten<br />

Staates weitgehend einschränkt, so dass dann auch die Fragen der<br />

Legitimität von Beziehungen der Kontrolle und des Fehlens eines expliziten Konsens<br />

in den Vordergrund treten;<br />

• welcher Charakter einem wohltätigen »Imperium« zugeschrieben werden<br />

kann (»benign«), das z. B. für eine »antiimperiale« Selbstbestimmung (<strong>Demokratie</strong>)<br />

eintritt, oder ob nicht eine solche Politik die Zerstörung konkurrierender (imperialer)<br />

Machtstrukturen beförderte und ob<br />

• eine imperiale Ordnung, der sich zu unterwerfen im Tausch bürgerliche Freiheit,<br />

Privateigentum und Wohlstand sichert (was alle möglichen anderen Nachteile<br />

aufwiegen mag und den Erfolg des American Empire begründet) nicht aus<br />

dem Muster der klassischen imperialen Konstrukte herausfällt und diesen Begriff<br />

daher nicht beanspruchen könne.<br />

Jede dieser Alternativen ruft zugleich die Frage nach der Historizität von Imperialität<br />

auf: Der Vorschlag, den Begriff zu historisieren (ihn also eben nicht in<br />

die römisch-britische Vorzeiten zu verbannen oder zur überhistorischen Ordnungs-<br />

oder Politikform zu verdinglichen), muss sich dabei gegenüber einer langjährigen<br />

Praxis der Ablehnung dieses Begriffs durchsetzen. Um die <strong>neue</strong> Dynamik<br />

der politischen Weltordnung zu begreifen, ist ein so neu bearbeiteter Begriff<br />

zweckvoll. Bleibt man auf dieser Ebene der Makroordnungen von Politik und<br />

Strategie, Sicherheit und Design der großen Ordnungen und ignoriert in dieser<br />

172 Michael Cox: The Empire’s Back in Town: Or America’s Imperial Temptation – Again. In: Millenium 1/2003,<br />

S. 21<br />

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