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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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when the U.S. does go to war – in Grenada, Panama, Afghanistan or Iraq – the purpose<br />

is neither conquest, nor the ›exploitation‹ of the conquered.« 124<br />

Hardt/Negri folgend, versucht Finzsch das Verhältnis von »Empire« und »American<br />

Empire« so zu beschreiben: »Vielmehr ist amerikanische Politik einerseits<br />

historisch der Vorläufer des Empire und das Empire reproduziert als Oberflächenphänomene<br />

abgestorbene Elemente des Amerikanismus, die wie Wiedergänger<br />

immer wieder amerikanische Kultur oder amerikanische Doktrin beschwören,<br />

während die Realität des Empire längst transnational unamerikanisch ist. Andererseits<br />

bedient sich das Empire bestimmter Elemente amerikanischer Restsouveränität,<br />

um innere Probleme zu lösen.« 125 Hardt/Negri interpretieren daher die<br />

Auseinandersetzungen zwischen einzelnen europäischen Ländern und den USA<br />

2002/3 als Kampf um die Hegemonie im neu entstandenen Weltsystem Empire<br />

und das »American Empire« als politisch-ideologische Kampfpositionierung eines<br />

Schlüsselakteurs in dieser globalen Auseinandersetzung. 126 Andere Autoren wie<br />

Ellen Maiksin Wood folgen der Vorstellung vom Empire, sehen es aber gegenwärtig<br />

als nicht reduzierbar auf die amerikanische Regierung und als nicht deckungsgleich<br />

mit den USA; es habe sein Zentrum in global ansetzenden Agenturen und<br />

transnationalem Kapital. Eine Vorstellung freilich, die mit der Hardt/Negrischen<br />

Empire-Konzeption wenig zu tun hat, sondern eher auf die klassische Vorstellung<br />

vom Ultraimperialismus zurückgreift.<br />

Während also im linken Diskursfeld die einen den Bruch diagnostizieren: als<br />

Rückfall in den Imperialismus des Krieges und der Rivalität oder als Überwindung<br />

des Imperialismus durch die Herausbildung eines globalen Empire, hebt eine<br />

andere Richtung das Element der Kontinuität des imperialistischen Charakters der<br />

USA bzw. ihrer unilateralen Politik und ihrer herausragenden Position im internationalen<br />

System hervor. Sie debattiert die <strong>neue</strong> Situation als neu »entstehendes imperiales<br />

Projekt« (Arrighi). Sie stellen den Akteur Nationalstaat USA ins Zentrum,<br />

sei es als klassisch dominante Imperialmacht (wie James Petras oder John Bellamy<br />

Foster 127 ), sei es – wie Panitch anknüpfend an Poulantzas – als Agieren eines<br />

<strong>neue</strong>n Staatstypus (»prototypischer Globalstaat« USA), der insbesondere den europäischen<br />

nationalstaatlich fundierten Imperialismus durchdringt, sei es endlich<br />

– wie Martin Shaw – als globaler »western state« oder »western empire«, also eines<br />

modernen, progressiven, westlich profilierten Staatenblocks. Dem hegemonietheoretischen<br />

Ansatz (z. B. Arrighi) und den Positionen der Herausbildung einer<br />

transnationalen Klasse und des dazugehörenden transnationalen Staates (z. B.<br />

Robinson oder Corbridge/Agnew) werfen sie ebenso wie der Empire – Diagnose<br />

von Hardt/Negri vor, die Veränderung des Nationalstaates USA und seine heraus-<br />

125 Norbert Finzsch: Von Wallerstein zu Negri: Sind die USA das »Neue Rom«? In: Sabine Sielke (Hg.) Der 11. September<br />

2001: Fragen, Folgen, Hintergründe. Frankfurt/M. u. a. 2002, S. 159-171.<br />

126 Etwa Michael Hardt: Second Empire; or, The Eighteenth Brumaire of George W. Bush. In: Radical History Review<br />

Nr. 95 (2006), S. 89-92.<br />

127 S. John Bellamy Foster: The New Geopolitics of Empire. In: Monthly Review Nr. 57 (2006).<br />

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