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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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hen eine »US-Hegemonie im Abschwung« (von Wallerstein und Arrrighi über<br />

Bello bis Todd oder Falk) 117 oder bereits eine posthegemoniale Situation. Je komplizierter<br />

und langwieriger die militärische Situation im Irak wurde, desto mehr<br />

verbreitete sich die Grundthese, wonach die einstige absolute wie relative ökonomische<br />

Hegemonie der USA kontinuierlich schwinde und ihre Stärke nur noch auf<br />

dem Erbe des Kalten Krieges beruhe: der Rolle des US-Dollars als der Weltwährung,<br />

der internationalen Verankerung der US-Firmen und der Gestaltung internationaler<br />

Wirtschaftsbeziehungen und Geschäftspraktiken nach US-Regeln.<br />

Sie sehen ein »Ableben« (Arrighi) des neo-konservativen imperialen Projekts,<br />

welches die US-Hegemonie unterminiert hätte. 118 Sie argumentieren in der Regel<br />

mit Einzelaspekten der ökonomischen Situationen der USA (insbesondere ihrer<br />

Angewiesenheit und Fähigkeit zum Kapitalimport) oder betonen sogar wie die liberalen<br />

Autoren die krisenhaften Widersprüche zwischen florierendem ökonomischem<br />

Multilateralismus und einem Projekt des politischen Unilateralismus: Für<br />

sie realisiert die Internationalisierung des Kapitals die Dimension der Gleichheit<br />

und nicht der Ungleichheit, und sie bauen daher darauf, dass hegemoniale Projekte<br />

ökonomieseitig unterminiert werden. In der neoliberalen Finanzialisierung<br />

sehen sie ein klassisches Symptom einer Hegemonialkrise. Die USA seien außerstande,<br />

die Weltgesellschaft wenigstens im Ansatz zu stabilisieren. Arrighi und<br />

Silver (die im Übrigen den Begriff des Empire nicht bzw. sehr zurückhaltend verwenden)<br />

sehen einen langen Niedergang des Hegemonen USA und den Aufstieg<br />

eines <strong>neue</strong>n Hegemons Ostasien, der im Stande ist, eine Ordnung eigenen Typs zu<br />

generieren, in dessen Entwicklungspfad er sich dann freilich irgendwann neu verfangen<br />

wird, da hier Probleme entstehen, die dereinst ebenfalls nur durch einen<br />

<strong>neue</strong>n Hegemon gelöst werden könnten, so dass im langen Zyklus der Weltentwicklung<br />

Aufstieg und Niedergang einander in unabsehbarer Folge ablösen. Nach<br />

ihrer Ansicht waren die USA außerstande gewesen, in der Phase des Neoliberalismus<br />

und in Sonderheit während der 90er Jahre eine <strong>neue</strong>, dynamischere Basis für<br />

die eigene Kapitalakkumulation zu schaffen (new economy) und so dem von ihnen<br />

selbst in der Nachkriegszeit gebauten Pfad zu entrinnen – dass freilich die<br />

(zukünftig nach ihrer Meinung hegemonialen) <strong>neue</strong>n Wachstumszentren in China<br />

und im ASEAN längst durch europäisches, japanisches und US-amerikanisches<br />

Kapital aufgeschlossen und erschlossen werden, wird dabei nicht oder kaum<br />

berücksichtigt. Auch die Möglichkeit einer <strong>neue</strong>n Machtallianz (Europa/Ostasien)<br />

und ihrer Etablierung als konkurrierender Hegemon scheidet in diesen Erwägun-<br />

cond Term, Comment No. 152 v. 1. 1. 2005; Walden Bello: Interview. In: TAZ v. 28./29. 6. 2003. Richard Falk:<br />

The Declining World Order: America’s Imperial Foreign Policy. New York 2004. Schließlich John Agnew: Hegemony:<br />

The New Shape of Global Power. Philadelphia 2005, S. 3: »The trend of the U.S. government since<br />

the 1980s toward unilateral military and economic action…represents, rather than its burgeoning strength, the<br />

weakness of the United States.« Vgl. demgegenüber zum Verschwinden der Decline-These außerhalb der Linken<br />

Richard Cox: Whatever Happened to American Decline? International Relations and the new United States<br />

Hegemony. In: New Political Economy 3/2002, S. 311-340.<br />

118 Giovanni Arrighi: Hegemony Unravelling – I. In: New Left Review 32 (2005), S. 26.<br />

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