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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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noch hegemonialer Strömung im amerikanischen Liberalismus und Betonung eines<br />

disziplinierenden Neoliberalismus als eigenem Projekt;<br />

4. weitgehende Annäherung an die neokonservative Akzeptanz des imperialen<br />

Projekts und der Beschreibung der USA als imperial.<br />

Für die erste Gruppe ist die »atavistische« (Ikenberry) Rede vom Empire und<br />

vom Imperalismus im Zusammenhang mit den USA vor allem deswegen gegenstands-<br />

und damit sinnlos, da für sie beides direkte, formelle territoriale Beherrschung<br />

und ein klassisch-koloniales Muster impliziert – wenn nicht sogar der<br />

Empire-Begriff als vormodern verstanden und damit aus der Geschichte des Kapitalismus<br />

faktisch vollständig hinausbefördert wird und als gleichsam mittelalterliche<br />

Figur gefasst wird. 69 Der Begriff wird an das Vorliegen einer formellen<br />

Regierungsmacht gebunden. Nach dieser lange Zeit weit verbreiteten Vorstellung<br />

besteht das internationale System aus souveränen Staaten als den Akteuren, deren<br />

Domänen scharf umgrenzt und hoheitlich klar reguliert sind. Eine imperiale Struktur<br />

meint dann jene Beziehung zwischen solche Staaten, die grenzüberschreitend<br />

die Souveränität eines Akteurs aufhebt. Auch in der aktuellen Debatte um das<br />

»American Empire« findet sich verbreitet diese Argumentation: Entweder ist die<br />

kurze Zeit des American Empire längst vorbei oder es hat eine solche Zeit nie existiert.<br />

Zwischen Liberalismus und Empire gebe es keinen systematischen Zusammenhang.<br />

Nach Arthur Schlesinger Jr. etwa mag die Rede vom American Empire<br />

für Noam Chomsky und Paul Wolfowitz – also die »Rechten« und die »Linken«<br />

– Sinn machen, nicht aber für eine liberale Position der Mitte. Für ihn gab es überhaupt<br />

kein dominantes klassisch imperiales und imperialistisches Projekt der USA<br />

und auch die Rede vom informellen Empire betreffe einen bedeutungsschwachen<br />

Sachstand: »Imperialism was never a broadly based, popular mass movement (…)<br />

Americans, unlike the Romans, the British, and the French, are not colonizers<br />

of remote and exotic places. We never developed a colonial outlook. The United<br />

States established no colonial department. It trained no administrators to man the<br />

outposts of empire. It had no upper class with younger sons who needed outdoor<br />

relief. Britain created a British world in India and Africa; the French created a<br />

French world in Indochina and Algeria. The number of Americans who settled in<br />

the Philippines was negligible. When Britain liberated India and when France<br />

liberated Algeria, it was a matter of bitter internal controversy. When America<br />

liberated the Philippines, it was a matter of indifference mingled with relief. To be<br />

sure, the United States like all great powers has varied and vital economic interests,<br />

ranging from access to raw materials to export markets. But to assert that<br />

these interests foreordain wars of conquest is contrary to the evidence, and indeed<br />

confuted by the writings of Marx and Engels, who in this matter were hardly as<br />

Marxist as their disciples. Of course we enjoy an informal empire — military ba-<br />

69 S. Richard Saull: On the ›New‹ American ›Empire‹. In: Security Dialogue 2/2004, S. 251:»Empire has been seen<br />

as a premodern form of political authority and rule counterposed to the modern form of rule and political order<br />

associated with sovereignty.«<br />

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