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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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des Kalten Krieges mit Wörtern wie »Totalitarismus«, »fünfte Kolonne«, »Infiltration«<br />

oder »Finnlandisierung«. Der Neokonservatismus erfand einen <strong>neue</strong>n politischen<br />

Sprechcode und stellte ihn gegen die politische Rhetorik des Liberalismus<br />

– es ging um »Unipolarität«, »Universalismus«, »Freiheit«, »<strong>Demokratie</strong> wagen«,<br />

»demokratischer Globalismus«, »Empire«, »Terrorismus« statt »freien Märkten«,<br />

um den »Zusammenstoß der Zivilisationen« statt um »Multikulturalismus«, um<br />

»Kreuzzüge«, »asymmetrische« oder »unbegrenzte Kriege« statt um »humanitäre<br />

Interventionen« oder »Wettbewerb«.<br />

Ein einigermaßen konsistenter Konsens über den Inhalt des Begriffs Empire hat<br />

sich aber auch im neokonservativen Milieu bislang nicht etablieren können. Das<br />

betrifft sehr einfache Schlüsselfragen wie:<br />

• Was ist die Differenz zwischen »Empire« und »Imperialismus«?<br />

• Existiert ein »American Empire« bereits oder handelt es sich um eine<br />

politische Zielgröße?<br />

• Wenn es existiert: Wer gehört eigentlich dazu und wo sind seine Grenzen?<br />

• Welchen spezifischen Modus der Herrschaft zeichnet diese Ordnung aus<br />

und wie wird diese legitimiert?<br />

Dissens gibt es zunächst hinsichtlich der abgrenzenden Unterscheidung von<br />

»Empire« und »Imperialismus«. Die Mehrheit der prominenten neokonservativen<br />

Wortführer spricht zwar vom »Empire«, lehnt aber zumeist den Begriff des »Imperialismus«<br />

ab, ohne dass allerdings eine solche Position in irgendeiner Weise<br />

analytisch durch eine Ausarbeitung des Unterschieds zwischen beiden Begriffen<br />

untermauert worden wäre. Sie baut zumeist auf die verbreitete Ansicht, dass vom<br />

»Imperialismus« nur reden dürfe, wer einen territorial ausgewiesenen, direkten<br />

Kolonialismus präsentieren kann. Imperialismus kollabiert hier unversehens in<br />

eine bestimmte, klassische Form des Kolonialismus. Mehr noch geht es ihnen mit<br />

der Ablehnung des Begriffs Imperialismus darum, »to eschew the labels of Marxism<br />

and Leninism« und festzuhalten, dass die »expansion of a free market is not,<br />

in fact, imperialism«. Die »expansion of American power is a good thing for America<br />

and for the world«, weshalb, so Robert Kagan in einer Debatte im American<br />

Enterprise Institute am 17. 7. 2003, die »essence of American policy … not imperialist«<br />

sei.<br />

Auffällig ist freilich, dass sich dies 2002/3 geändert hat: spezifizierende, aber<br />

dennoch klare Bekenntnisse zum Begriff »Imperialismus« auf Seiten einiger sehr<br />

prominenter, medial präsenter und einflussreicher Neokonservativer wie Boot,<br />

Kaplan, Rosen oder Mallaby haben sich seitdem deutlich gehäuft, ohne dass hier<br />

freilich schon ein wirklich breiter und hegemonialer, mit der begriffspolitischen<br />

Zielfigur des Imperialismus hantierender <strong>neue</strong>r Mainstream im Neokonservatismus<br />

entstanden wäre: »U. S. imperialism has been the greatest force for good in the<br />

world during the past century«, erklärte etwa ein Max Boot recht forsch und zu-<br />

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