Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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und der Peripherie. Allerdings aber durchdringt sie die zwischenstaatlichen Beziehungen<br />
und ordnet sie – ist sie erst nachhaltig etabliert – hierarchisch um; sie<br />
kann Ressourcen zur Kontextsteuerung und selektiven Intervention aufbringen;<br />
sie zieht subtile oder massive Handlungsgrenzen für subsumierte Akteure; sie ist<br />
gleichsam ein »pervasiver Überbau« (Gowan). Sie schränkt zwingend die materielle<br />
Souveränität der zu dieser Ordnung gehörenden Staaten ein. Die Kraft und<br />
Reichweite dieses imperialen Überbaus ist jedoch nicht unbegrenzt: Das System<br />
der Nationalstaaten, welches Ordnung, Gesetze und Verträge organisiert, widersteht<br />
offenbar hartnäckig seinem oft prognostizierten Untergang und zieht ihm<br />
Grenzen. In der Sprache der neogramscianischen Hegemonietheorie formuliert:<br />
Es existiert »a geographical division of hegemony with ongoing hegemonies of<br />
consent in the core and scattered hegemonies of dominance in the periphery as<br />
nonperforming, nondisciplining states are brought back to line«. 102<br />
Bei der Erfassung der Beziehungen zwischen den kapitalistischen Kernstaaten<br />
muss der Betrachter also nicht zwingend in Begriffs- und Namenslosigkeit verfallen.<br />
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob wir es hier mit einem<br />
Versuch zu tun haben, angesichts der veränderten Situation nach Nineeleven und<br />
der ideologischen Vorhand der neokonservativen und neuimperialen Konzepte,<br />
den Begriff Empire zu übernehmen und zugleich weitgehend zu modifizieren, um<br />
im diskursiven Spiel zu bleiben. Die dabei verfolgte Absicht ist die diskurspolitische<br />
Rehabilitierung und gleichzeitige Modifizierung des klassischen liberalen<br />
Projekts des informellen, pervasiven Empire. Diese Rehabilitierung erscheint<br />
umso dringlicher, als in der Sicht dieser liberalimperialen Gruppe das neokonservative<br />
Projekt kontraproduktiv ist, da es unzureichende ökonomische Grundlagen<br />
habe (und diese noch zusätzlich schwächt) und Akzeptanz wie Konsens zerstöre,<br />
welche die hegemoniale Position der USA begründeten. Die Kritik an der neokonservativen<br />
Empire-Option konzentriert sich vor allem darauf, dass ein American<br />
Empire unrealistisch und illusionär, aufwendig, nicht nachhaltig, delegitimierend<br />
und daher riskant sei – und letztlich nicht funktionieren würde – auch, weil<br />
es nicht nur die Welt (das wäre ja noch erträglich), sondern auch noch die Amerikaner<br />
eigentlich gar nicht wollten. 103 Mearsheimer fasste Mitte 2002 die Kritik zusammen:<br />
»Why is an American empire an unrealistic objective? First, empires are<br />
very difficult to build today because of nationalism….Some argue that the United<br />
States is different, because it would create a benign empire. After all, it is a democracy,<br />
and most Americans believe that democracies pursue enlightened foreign<br />
policies. Unfortunately, large numbers of people outside the United States – even<br />
in other democracies – are sharply critical of American foreign policy, which is<br />
not always benign toward them…Therefore, if the United States pursues empire,<br />
even a democratic Pax Americana, it will end up as public enemy number one.<br />
102 Matthew Sparke: Political geography: political geographies of globalization (1) – dominance. In: Progress in<br />
Human Geography 6/2004, S.788.<br />
103 S. Miachael Ignatieff: Empire Lite. In: Prospect 83 (2003), S. 36-43.<br />
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