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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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partnerschaftlichen Kollektivimperialismus nach dem Muster des kautskianischen<br />

»Ultraimperialismus«? Und gibt es dabei die sukzessive Herausbildung eines<br />

<strong>neue</strong>n globalen, transnationalen Subjekts, dessen Kern eine ebenso neuartige<br />

transatlantische ruling class oder internationale Managerklasse ist und der die politische<br />

Form eines transnationalen (imperialen) Staates ausbildet, welcher die Nationalstaaten<br />

und das zwischenstaatliche System ablöst und nach der <strong>neue</strong>n Formel<br />

operiert: »Was gut für Halliburton ist, ist ebenso gut nicht bloß für Amerika,<br />

sondern für die ganze Welt« – dessen Subjekt also nicht mehr in den alten Container<br />

des Nationalstaates und eines »nationalen Interesses« eingesperrt werden<br />

kann? 115 Gibt es also ein <strong>neue</strong>s Zentrum – auch wenn die <strong>neue</strong> Imperialität nicht<br />

mehr so straff zentriert sei mag, wie es in den Zeiten des alten Imperialismus einst<br />

üblich war? Oder hat sich diese Konstellation des informellen Imperialismus nach<br />

1945 mittlerweile gar zu einem postimperialistischen Empire mit einem »ortlosen«,<br />

also von den ursprünglichen nationalen und territorialstaatlichen Bezügen<br />

weitgehend losgelösten Subjekt verallgemeinert, dessen hegemoniale wie imperiale<br />

Kraft nicht aus einer territorialisierten und homogenisierenden, sondern aus<br />

einer vernetzten und fragmentierten Topologie der Macht der allgemeinen Marktgesellschaft<br />

mit ihrer starken Vision des guten Lebens in den Märkten kommt, wie<br />

es Agnew und vor allem Hardt/Negri nahe legen, die das Empire allerdings unmittelbar<br />

der Zeit des formellen Imperialismus nachfolgen lassen und daher ständig<br />

mit prekären Übergangskategorien (»Passagen«) operieren müssen? Oder entsteht<br />

endlich eine hierarchische Struktur, die eine grundsätzliche positionelle Differenz<br />

zwischen den USA und ihrer ruling class und dem »Rest der Welt« einschließt und<br />

als Rezentrierung, also als Neukonfiguration eines American Empire beschrieben<br />

werden muss, wo eine solche hierarchische Zentrierung sich also auch in der gewachsenen<br />

Welt der herrschenden Klassen des Globus reproduziert? Und geht es<br />

bei einem solchen American Empire in der Tradition des klassischen Imperialismus<br />

weiterhin um eine Ausweitung der politischen Kontrolle von einem Territorium<br />

auf ein anderes und ist es insofern die politsche Form einer Beziehung ökonomischer<br />

Ungleichheit und Ausbeutung, in deren Zentrum ein in Leninscher<br />

Analysetradition verstandenes Monopolverhältnis steht? Wer also dann gehört<br />

zum Empire, wie Bruce Cumings zu Recht einwendet: »we cannot determine what<br />

is in and what is out of this empire. (Did the Chinese become part of it when the<br />

United States allowed them to join the WTO?)« 116<br />

Weiter: Mit welchen Entwicklungstrends haben wir zu rechnen? Die einen se-<br />

115 So William J. Robinson: Social theory and globalization: The rise of a transnational state. In: Theory and Society<br />

30 (2001), S. 157-200.<br />

116 Bruce Cumings: Is America an Imperial Power? In: Current History, November 2003.<br />

117 Z. B. Jonathan Friedman; Christopher Chase-Dunn (Hrsg.): Hegemonic Declines: Present and Past. Walnut<br />

Creek 2003; Immanuel Wallerstein: U. S. Weakness and the Struggle for Hegemony. In: Monthly Review 3/<br />

2003; ders.: When Will Bush Fall? Commentary No. 117 v. 15. 7. 2003; »The U. S. was already a declining hegemonic<br />

power when Bush came to power in 2001. In seeking to restore the U. S. world position in his first four<br />

years of power, Bush actually made the situation much worse for the U. S.« Ders.: Bush and the World: The Se-<br />

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