Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Land einer privaten Gesellschaft das Recht, ein überseeisches Territorium auf<br />
Monopolbasis wirtschaftlich auszubeuten und gelegentlich auch zu regieren. Im<br />
Gegenzug wurden die daraus erzielten Profite zwischen Regierung und Privatinvestoren<br />
geteilt.« 13<br />
In der heutigen globalen kapitalistischen Welt ist genau dieses Verhältnis bestimmend,<br />
allerdings nicht zwischen einer einzelnen staatlichen Macht und einer<br />
einzelnen Gesellschaft, wie in der Frühzeit des Kapitalismus, sondern zwischen<br />
den Staaten des Gefüges im Zentrum – praktisch ausgedrückt den G 7 – einerseits,<br />
unter Hinzuziehung insbesondere auch von Weltbank, Internationalem Währungsfonds<br />
und Welthandelsorganisation, und den multinationalen Konzernen zusammengenommen<br />
andererseits. Unter dieser Perspektive dann sind die USA die<br />
letztliche militärische Garantiemacht dieser »<strong>neue</strong>n Weltordnung« der neoliberalen<br />
Globalisierung. Dabei gilt zugleich eine Pluralität der Herrschaftsmittel bzw.<br />
-formen: »Weder der Kolonialismus der Handelsgesellschaften noch der Neokolonialismus<br />
der multinationalen Konzerne erschöpfen die institutionellen Möglichkeiten<br />
des Imperialismus. So muss etwa die neokoloniale Beherrschung keineswegs<br />
ökonomischer Natur sein. Sie kann auch auf einer Art internationalem<br />
Geschäft unter Protektion beruhen – gegenseitige Beistandsabkommen, militärische<br />
Berater und in anderen Ländern stationierte Streitkräfte zum ›Schutz‹ gegen<br />
häufig kaum definierte, übertriebene oder gar nicht bestehende Gefahren. Daraus<br />
entstehen ›Satelliten‹, dem Anschein nach unabhängige Staaten, deren auswärtige<br />
Beziehungen und militärische Kapazitäten von einer imperialistischen Macht<br />
bestimmt werden.« 14 Politisch-militärische Abhängigkeiten haben ökonomische<br />
Konsequenzen und umgekehrt. Im Kern geht es um die »freie Bahn« für die multinationalen<br />
Konzerne, die von den Truppen der respektiven Staaten ggf. freigeschossen<br />
wird.<br />
Begrenztheiten<br />
Im Jahre 1839 hatte Heinrich Heine notiert: »Wer mit Rom Krieg führen will,<br />
muss alle möglichen Gifte vertragen können.« 15 Rom, das war Reich und Kirche<br />
in einem, Herrschaft mit Legionen oder mit Dogmen, mit Geld, Gift, Diplomaten<br />
und ideologischen Bekenntnissen. Auf jeden Fall Herrschaft, die vom Zentrum<br />
aus auf die Peripherie greift, imperiale Herrschaft, räumlich tendenziell unbegrenzt.<br />
Die Grenze einer imperialen Macht liegt immer nur dort, wo die Soldaten,<br />
die finanziellen Reserven oder der Glaube an diese Macht nicht mehr hinreichen.<br />
Heute heißt dieses »Rom« USA. Das in Presse und Politikwissenschaft seit den<br />
1990er Jahren vielbenutzte Stichwort lautet: unilaterale Politik. Die eine Super-<br />
13 Chalmers Johnson, a. a. O., S. 46 f.<br />
14 Ebenda, S. 47.<br />
15 Heinrich Heine: Ludwig Börne. Eine Denkschrift. In: Ders.: Werke in fünf Bänden, Bd. 5, Berlin und Weimar<br />
1967, S. 181.<br />
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