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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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pen können nicht abgeschreckt, aber durch harte vorbeugende Schläge zerstört<br />

werden; Staaten, die den Besitz oder die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen<br />

anstreben, können nicht mit diplomatischen Mitteln davon abgebracht<br />

werden – aber durch vorbeugende militärische Intervention kann ein entschiedener<br />

struktureller Regimewandel durchgesetzt werden; potentielle Hegemonialkonkurrenten<br />

können durch den Aufbau eines engmaschigen Netzes von Militärstützpunkten<br />

und weitreichende Schlagkraft im Zaum gehalten und sogar notfalls<br />

durch direkte Intervention unterdrückt werden. Ein Empire hat in dieser Sicht ein<br />

hohes Lösungspotential für die <strong>neue</strong>n Fragen der nationalen Sicherheit.<br />

Daher ist für viele nicht nur Neokonservative klar: Ein deutlicher imperiales<br />

Amerika hätte Nineeleven verhindert. 59 Die Unordnung der Welt ist so groß, dass<br />

sie nur durch ein gutes Imperium neu gestaltet und befriedet werden kann. Wo die<br />

Staaten zerfallen und Bürgerkriege millionenfach Opfer bringen, wo »ethnische<br />

Säuberungen« und Völkermorde als normale Rechtfertigungen humanitärer Interventionen<br />

herhalten, ist die Neigung zu imperialer Politik gleichsam selbstverständlich.<br />

Dieser Blick reflektiert auf die Güte des Militärischen: Schließlich geben<br />

die USA rund 60 mal so viel für militärische Zwecke aus wie für Entwicklungshilfe<br />

und von dieser geht ein Drittel nach Israel und ein Fünftel nach Ägypten und<br />

Jordanien, <strong>neue</strong>rdings ist der Irak als zusätzlicher Schwerpunkt hinzugekommen.<br />

Ein Empire USA ist für einen Niall Ferguson der einzige Schutz vor einem <strong>neue</strong>n<br />

»Dunklen Zeitalter« (Dark Age) 60 . Für die neokonservativen Verfechter der neuimperialen<br />

Richtung begründet die aus der <strong>neue</strong>n Verteilung von Ressourcen, Kapazitäten<br />

und damit Macht entstandene Situation der Ungleichheit und Unipolarität<br />

die Konzeption einer unilateralen und assymetrisch operierenden Machtrelation;<br />

Multilateralismus dagegen ist für sie die »weapon of the weak« (Robert Kagan)<br />

und ergibt sich letztlich aus einer Art Machtgleichgewicht, das gegenwärtig nicht<br />

mehr existiert.<br />

Im neokonservativen Spektrum geht es jedoch nicht nur um nationale Sicherheit,<br />

sondern auch um Moral, Humanität und Freiheit, also um klassische Anrufungen<br />

in der Tradition des Liberalismus. Gesetzlosigkeit, Unterdrückung, Menschenrechtsverletzungen,<br />

Bürgerkriege, Hunger und Armut – kurz: das Elend der<br />

Welt schreit angesichts des Zerfalls nationalstaatlicher Souveränität nach der Güte<br />

imperialer Intervention, ohne die solche Übel nicht beseitigt und der letztlich entscheidende<br />

Wert durchgesetzt werden kann: der Wert der Freiheit. Krauthammer<br />

59 S. Ivan Eland: The Empire Strikes Out: The »New Imperialism« and Its Fatal Flaws. In: Policy Analysis Nr. 459<br />

(2002), S. 1-27.<br />

60 In seinem Beitrag (»The End of Power«) für das Wall Street Journal v. 21. 6. 2004 argumentierte Ferguson mit<br />

der Unausweichlichkeit der Alternative »Empire versus Anarchie: »Anyone who dislikes U.S. hegemony should<br />

bear in mind that, instead of a multipolar world of competing great powers, a world with no hegemon at all may<br />

be the real alternative to it. This could turn out to mean a new Dark Age of waning empires and religious fanaticism;<br />

of endemic rapine in the world’s no-go-zones; of economic stagnation and a retreat by civilization into a<br />

few fortified enclaves. (…) The alternative to unpolarity may not be multipolarity at all. It may be a global<br />

vacuum of power.«<br />

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