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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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als sei’ s <strong>neue</strong>, sei’s traditionelle Phase oder als Modus der Globalisierung verstehen<br />

oder als eine grundsätzlich eigenartige Dynamik, deren Typik sich mit dem<br />

Vorgang der Globalisierung (also der Expansion des Kapitals) nicht deckt? Hat die<br />

Globalisierung eine Anschrift und »Heimatadresse« (Agnew), ist sie made in USA?<br />

Wenn Empire oder Imperialismus eine Form oder ein Teil der Globalisierung sind,<br />

wie müssen wir dann das Imperialwerden einer neoliberalen Globalisierung begreifen<br />

– und ist, was Globalisierung genannt wird, eine <strong>neue</strong> eigene sozioökonomische<br />

Ordnung oder eine <strong>neue</strong> Stufe in der Entfaltung des Weltkapitalismus, die<br />

seit den 70er Jahren für den Übergang von der langen Epoche der Nationalstaaten<br />

und ihrer hegemonial strukturierten zwischenstaatlichen Ordnung des Kapitalismus<br />

zur Herausbildung eines transnationalen (globalen) Staates und seiner Institutionen<br />

steht, der eine transnationale, kosmopolitische und global hegemoniale<br />

Fraktion der kapitalistischen Klasse repräsentiert, welche eine neoliberale globale<br />

Produktion und transnationale Akkumulation und den dazugehörenden historischen<br />

Block organisiert – womöglich unter Führung der USA und auf diese zentriert? 7<br />

Und wie ist in diesem Verständnis der US-amerikanische regime change von neoliberaler<br />

Globalisierung hin zu einem militärischen Globalismus zu verstehen? Ist<br />

dies ein »unipolarer moment«, eine imperiale Episode? Nicht nur ein regime<br />

change, sondern ein langer Wandel des Systems, der den Charakter der neoliberalen<br />

Globalisierung substantiell ändert? Oder geht es um eine Wiederholung historischer<br />

Momente der globalen Ambition der USA? Und endlich: Während es<br />

weithin üblich ist, Kapitalismus bzw. Globalisierung und Neoliberalismus zusammenzudenken<br />

– wie steht es um das Verhältnis von Neoliberalismus, Empire und<br />

Imperialismus? Steht zum Beispiel das <strong>neue</strong> Moment des Imperialen für eine Krise<br />

oder gar ein Ende des Neoliberalismus 8 oder haben wir es mit einem Formwandel<br />

des Neoliberalismus zu tun? Wie verhalten sich Neoliberalismus und Neokonservatismus<br />

zueinander? Müssen wir das neuimperiale Projekt von George W. Bush<br />

denken als Fortsetzung des liberalen US-Globalismus der Woodrow Wilson und<br />

Franklin Roosevelt?<br />

Überhaupt – das unerwartet gebräuchlich gewordene Stichwort Imperialismus,<br />

über den erstmals 1874 Walter Bagehot in seinem auf die Innenpolitik Napoleons<br />

III. zielenden Text »Why an English Liberal May Look Without Disapproval<br />

on the Progress of Imperialism in France« gesprochen haben soll. Sollten wir<br />

doch einem traditionellen Verständnis folgen und darunter nur eine bestimmte<br />

Art Außenpolitik verstehen? Oder etwa bloß die Dominanz starker über schwache<br />

Länder bzw. Nationalstaaten? Und sollen wir allein schon angesichts des <strong>neue</strong>n<br />

Militarismus den gegenwärtigen Kapitalismus und seine Expansion in Form der<br />

neoliberalen Globalisierung in klassischer Manier als Imperialismus im Sinne einer<br />

<strong>neue</strong>n Entwicklungsstufe begreifen, in dem sich auf traditionelle Weise letzt-<br />

7 So etwa William I. Robinson: A Theory of Global Capitalism. Baltimore 2004.<br />

8 Vgl. David Harvey: Neoliberalism as creative destruction. In: Geogr. Ann., 88 B (2), 2006, S. 145-158.<br />

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