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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Ein Empire trägt danach die Möglichkeit des Guten in sich ( »…that our Empire<br />

is an Empire of liberty, of truth, and of justice« – Disraeli in einer Rede am<br />

18. 7. 1878 ), zum Beispiel indem es nicht nur Sicherheit schafft, sondern auch die<br />

Institutionen der bürgerlichen <strong>Demokratie</strong> und Freiheit in der Welt durchsetzt; so<br />

verbindet ein Empire aufs schönste die gebieterische Logik der Sicherheit mit der<br />

Tugend der zivilisatorischen Weltverbesserung. Imperiale Aneignung und Absicherung<br />

unruhiger Orte schaffen Ruhe, Ordnung und Sicherheit für die Bewohner<br />

des Empire und die neuhinzukommenden Eingeborenen, denen mit der <strong>neue</strong>n<br />

Ordnung auch demokratische Werte und Einrichtungen gebracht werden. In Gebieten<br />

wie dem Irak ist nach dieser Ansicht ein American Empire »the last hope<br />

of democracy and stability alike«. 55 In den Worten von Boot im Jahr 2002: »We<br />

don’t want to enslave other countries and loot their resources. We want to liberate<br />

oppressed peoples and extend to them the benefits of liberal institutions.« 56 Derselbe<br />

Boot vermerkt freilich, dass die Durchsetzung solcher Ziele im Zweifel mit<br />

der Gewehrspitze zu erfolgen habe, auf gute alte militärimperialistische Art also. 57<br />

Es sind also zunächst militärische Gründe, die zu einer Positivbewertung imperialer<br />

Projekte führen. Nochmals Max Boot: »If we don’t stop the bad guys,<br />

who will? If we don’t police the world, who will? The job of policing these distant<br />

lands — places full of failed states, criminal states, or simply a state of nature —<br />

ultimately falls to us, which means that whether we like it or not, liberal imperialism<br />

appears to be in our future.« 58 Neokonservative wie Boot, Kagan, Haass, Mallaby<br />

oder Ferguson sehen den positiven Sinn eines amerikanischen Empire darin,<br />

dass es allein imstande sei, <strong>neue</strong> militärische Bedrohungen zu konterkarieren, die<br />

in großer Vielfalt entstanden seien: Terror, Schurkenstaaten, »failed states«, Proliferation<br />

von Massenvernichtungswaffen. Eine Strategie des Aufbaus eines guten<br />

Empires verspricht, diese <strong>neue</strong>n schweren Probleme zu lösen: terroristische Grup-<br />

zusetzen, noch war es dazu imstande. Mike Davis Skizze der Hungerpolitik des gütigen britischen Imperiums legt<br />

hiervon beredt Zeugnis ab, siehe Mike Davis: Die Geburt der Dritten Welt, Hamburg 2004. Frederick Cooper:<br />

Empire Multiplied. A Review Essay. In: Comparative Studies in Society and History 4/2004, S. 261 hat gefragt,<br />

wo die Imperialismen liberal waren: »Canada minus the Native-Americans? Australia minus the Aborigins? New<br />

Zealand minus the Maoris, India minus the Indians, Africa minus the Africans?« Auch ein reformistischer Imperialismus<br />

war damals Ausnahme und nicht bestandsfähig – er war einfach zu teuer.<br />

55 Michael Ignatieff: The Burden in: NYTimes Magazine v. 5. 1. 2003, S. 54.<br />

56 Max Boot: The Savage Wars of Peace: Small Wars and the Rise of American Power, Gespräch mit James Gibney.<br />

In: Slate, May 8, 2002, www.slate.msn.com/?id=2065505; Boot ist Olin Senior Fellow on National Security<br />

Studies beim Council on Foreign Relations. So argumentiert auch Kaplan: Warrior Politics, S. 147, 154, wonach<br />

die imperiale Ordnung eine »dependable form of protection for ethnic minorities and others under violent<br />

assault« sei, wie ja das aktuelle Beispiel des Minderheitenschutzes mit den Mitteln des Luftkriegs im Irak zeigte.<br />

Und als früheres Beispiel Ronald Steel: Pax Americana. New York 1967, S.14 ff., wonach die USA eine »imperial<br />

power« seien, »engaged in a kind of welfare imperialism, empire building for noble ends rather than for such<br />

base motives as profit and influence« – es sind Ziele wie »permitting other nations to enjoy the benefits of freedom,<br />

democracy, and self-determination.«<br />

57 Max Boot schrieb dies in USA Today. »But it should definitely embrace the practice.« In Iraq this »means imposing<br />

the rule of law, property rights and other guarantees, at gunpoint if need be.« Zitiert nach I. H. Daalder,<br />

James M. Lindsay: American Empire, Not ›If‹ But ›What Kind‹. In: NYT v. 10. 5. 2003.<br />

58 Max Boot: Does America Need an Empire? Vorlesung an der UC Berkeley an 12. 3. 2003.<br />

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