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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Welt ist. 166 Doch: »Im Moment sind die USA in der Lage, das imperiale Auftreten<br />

im Wesentlichen zu finanzieren… Das ist tatsächliche imperiale Macht.« 167<br />

Die Debatte um das Projekt eines »American Empire« wird also in einer Situation<br />

geführt, die sich in vielfacher Hinsicht gegenüber jener der Vorgängerprojekte<br />

unterscheidet. Reichweite, Ressourcen, Akteursgröße, Risiken und Kosten<br />

setzen deutliche Unterschiede gegenüber den früheren imperialen Projekten. Doch<br />

trotz der dramatischen Intensivierung der Debatte seit 9/11 ist noch kein Konsens<br />

entstanden, was unter einem »<strong>neue</strong>n« Imperium zu verstehen wäre, wie man sich<br />

seine Arbeitsweise vorzustellen hätte und was es wohl der Welt in Zukunft bringen<br />

wird – angesichts der weit auseinander fallenden Interessenlagen ist ein solcher<br />

Konsens auch nicht zu erwarten. Doch die Breite der Debatte erinnert daran,<br />

dass das Spektrum der Möglichkeiten, Macht auszuüben, weit über die Spannweiten<br />

der klassischen Bestimmungen hinausreicht, die sich am Modell des Nationalstaats<br />

orientieren. Auch deshalb gilt die Notwendigkeit der Begriffsarbeit für<br />

die Kategorie »Empire« ebenso wie für die Kategorien »Kapitalismus«, »Imperialismus«<br />

oder »Neoliberalismus«. Imperien sind nicht nur ganz offenbar schwierig<br />

zu definieren, es gibt auch eine ganze Reihe von Einwänden gegen die Verwendung<br />

dieses Begriffs zur nicht bloß metaphorischen Beschreibung einer<br />

gegenwärtigen Ordnung oder eines Modus (bzw. einer Form) von Herrschaft und<br />

sehr unterschiedliche Vorschläge, wie es im Detail zu fassen ist. Dabei geht es beispielsweise<br />

darum,<br />

• ob es überhaupt Sinn macht, von Imperien zu sprechen und vom Raum als<br />

auszeichnendem Bestimmungsmerkmal zu schweigen, gibt es doch erstens keine<br />

»kleinen« Imperien, weil heutzutage für solche »kleinen« politischen Subjekte<br />

kein ausreichender Zugriff auf Ressourcen gegeben ist, muss zweitens die Bewegung<br />

des Raumes als Expansion als substantielles Merkmal von Imperialität<br />

(schrumpfende Imperien verlieren recht rasch und auf jeden Fall ihren Namen) gesehen<br />

werden und hängt es drittens vor allem auch vom Charakter der Arena ab,<br />

ob ein Spieler imperialen Zuschnitt bekommt: Es geht um die Absicht und auch<br />

Fähigkeit zur Welt-Ordnung, also um einen Transformationsanspruch, der auf das<br />

Globale zielt und auf eine <strong>neue</strong> Geographie der Globalisierung – »Empires are in<br />

the business of producing world order« 168 ;<br />

• ob als analytischer Ausgangspunkt eine Unterscheidung zwischen Zentrum<br />

und Peripherie, Kern und Rand, »Innen« und »Außen«, »Mitte« und »Extreme«,<br />

»Metropole« und »Land« u. ä. trägt, ein Imperium also zunächst als etwas ver-<br />

it can afford a stable, secure system of social and medical entitlements for a majority of its aging population; or<br />

it can afford massive tax cuts for its wealthiest citizens and no tax raises for the rest. But it cannot afford all<br />

three, unless it can indefinitely sustain them through a combination of massive trade deficits and international<br />

borrowing. This seems most unlikely, especially in the midst of a global economic downturn…For in the words<br />

of Arnold Toynbee, ›great empires do not die by murder, but suicide.‹.« Belege für dieses recht sympathische<br />

Argument bringt Lieven allerdings nicht an.<br />

167 Mann: Supermacht, S.103<br />

168 Charles Meier: An American Empire? In: Harvard-Magazine 2/2002.<br />

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