Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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pire is no longer concealed.« 132 Wobei allerdings die Frage bliebt, wozu die bisherige<br />
»Verhüllung« diente, wie sie entstand und reproduziert wurde und warum sie<br />
denn nun zu Ende ging – ja, was das denn nun eigentlich ist, eine offenbar intentionale<br />
»Maskierung« eines Imperiums und in was sich etwas Informelles« (das<br />
»informal empire«) verwandelt, streift es seine Verhüllung ab. Verwandt, aber<br />
doch deutlich verschieden hiervon die Position von Peter Gowan, der hervorhebt,<br />
was er sieht als »the central fact of contemporary international relations: one<br />
single member…has acquired absolute military dominance over every other state<br />
or combination of states on the entire planet«; durch diese militärische Dominanz<br />
wird eine Einheit zwischen der Welt der kapitalistischen Staaten hergestellt,<br />
»whose empire is guarded not by any suprastate authority, but by a single hegemon«.<br />
133 Für Gowan ist mit dem Ende des Kalten Krieges die »superimperialistische«<br />
Position der USA wieder restauriert. Hier also wird eine Gegenposition zum<br />
linken »Decline-Lager« formuliert: In der Entwicklung seit 1989 bzw. 2001 wird<br />
klar eine kontinuierliche Stärkung der Position der USA im internationalen System<br />
gesehen. Freilich sind nicht wenige der Argumente der Anti-Declinisten von<br />
einer gewissen Beliebigkeit: Wenn ein »Sich-Leisten-Können« explodierender<br />
Staatsdefizite und Verschuldungen zum Zeichen imperialer Stärke wird, sind dann<br />
fallende Defizite und der Abbau von Verschuldungen Zeichen von Schwäche?<br />
Oder stehen beide Erscheinungen gleichermaßen für imperiale Stärke? Und sind<br />
amerikanische Investitionen in China und chinesische Anlagen in den USA gleichermaßen<br />
ein Zeichen einen starken US-Empire? Wie wird hier der Zusammenhang<br />
von Macht und Eigentum (Kapital) gedacht?<br />
Eine weitere Position endlich, die etwa Georg Steinmetz vertritt, sieht demgegenüber<br />
Kontinuität und Bruch: Kontinuität in der ökonomischen Regulationsweise,<br />
Diskontinuität in der Politik, wo mit 9/11 die für die 90er Jahre charakteristische<br />
Phase des Fehlens eines klaren politischen Projekts des amerikanischen<br />
Imperialismus beendet wurde. Im Unterschied zur relativ stabilen postfordistischen<br />
Ökonomie gab es mit 9/11 in der Politik eine hohe Suchdynamik und evidente<br />
Veränderungen, die sich primär auf den Staat und das System der politischen<br />
Macht, also auf die politische Regulationsweise fokussierten (Geopolitik, Veränderung<br />
des Staatsapparats, Transformation des Rechtssystems, Überwachung). Es<br />
vollzieht sich ein Schwenk zu einem »new political space«, einem »enhanced police<br />
state. Security in the disciplinary, not the social, sense is the focus of current<br />
government activity«. Steinmetz resümiert: »The political experimentation we are<br />
now seeing in the United States does not constitute a move away from post-Fordism,<br />
then, but toward a different brand of post-Fordism, one in which flexible<br />
133 Peter Gowan: Neoliberal Cosmopolitanism. In: New Left Review 11 (2001) S. 81 und 89 sowie insbesondere<br />
sein Beitrag: American grand strategy. In: Critical Asian Studies 1/2005, S. 128-139.<br />
134 Georg Steinmetz: The State of Emergency and the Revival of American Imperialism: Toward an Authoritarian<br />
Post-Fordism. In: Public Culture 2/2003, S. 338 und 327. Zur »Imperial Presidency« und dem Umbau des<br />
Rechtssystems in den USA siehe David Cole: What Bush Wants to Hear. In: The New York Review of Books v.<br />
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