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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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deutet Imperialität im Paradigma des Neokonservatismus eine disziplinierende<br />

Politisierung des Staates: Der militärische Faktor wird nicht nur als last resort,<br />

sondern auch als frühes operatives Instrument und zentrales Politikfeld hochgeschätzt.<br />

Der nationale Sicherheitsstaat mit einer starken Exekutive (»unified command«),<br />

einer Entwertung parlamentarischer Teilhabe und zivilstaatlicher Legitimationsagenturen,<br />

Geheimhaltung und Limitierung der Bürgerrechte ist die Form<br />

dieser Disziplinierung, die zudem weitaus stärker als einst sich verkoppelt mit<br />

dem Moment der Privatisierung des Sicherheitsstaates und Militärs, also zugleich<br />

zum militärischen Kontraktstaat mutiert. Zwar sind hier das Private und das Staatliche<br />

eng verknüpft, die Welt des Ökonomischen taucht aber in aller Regel nur als<br />

Neuaufleben der Kultur des greedy capitalism auf, in welcher der Staat als Organisationsmedium<br />

der Korruption, große Bereicherungskasse vor allem für die<br />

Rüstungsindustrie und wissenschaftlich-technisches Innovationszentrum vorkommt.<br />

Die Umverteilung »von unten nach oben und von außen nach innen« ist<br />

der innere Bewegungsmodus der politischen Ökonomie imperialer Aneignung, die<br />

sich durch Kulturen der Exklusion, Superiorität und Ungleichheit realisiert. Die<br />

Finanzierung des imperialen Projekts geschieht – so der Gedanke – durch Staatsverschuldung<br />

und Tributsetzung (andere Staaten, Ressourcen). Die Schlüsselrolle<br />

im neokonservativen Paradigma des Politischen spielt aber die Außenpolitik. Sie<br />

geht davon aus, dass zwischen den USA und »dem Rest der Welt« seit 1989 die<br />

grundlegende Disparität einer unipolaren Situation existiert, die auf Dauer gesetzt<br />

und vertieft werden kann. Ihre Ambition geht über den Aufbau und die Sicherung<br />

globaler Reichweite (»reach«) hinaus auf die revolutionäre, transformative Produktion<br />

von Weltordnung durch eine massive Aufwertung des Instrumentariums<br />

eines politisch-militärischen Unilateralismus, des hegemonialen Rechts, einer Politik<br />

der begrenzten Souveränität, der präventiven Intervention und der Kreuzzugspolitik<br />

(»mission«), also durch Aufwertung politisch-militärischer Geopolitik<br />

und von Formen der direkten Herrschaft (zeitweilige Protektorate, Okkupation,<br />

Ethos des »politischen Kriegertums«). Militärisches Grenzmanagement und informelle<br />

Penetration in die inneren Welten der »Peripherie« sind die zentralen Aktivitäten<br />

auf dem Weg zur globalen »Raumhoheit« (Carl Schmitt). Dabei gibt es<br />

intensive Debatten über den Modus der Machtausübung. Im Kern soll ein American<br />

Empire tun können, was es will. Während Boot den USA eine globale Empire-<br />

Rolle zudenkt, die sich formal über die UN realisiert und ansonsten mit einer simplen<br />

Forderung auffällt (»Washington Needs a Colonial Office« 46 ), tritt Mallaby<br />

für eine eigene US-geführte internationale Körperschaft jenseits der UN ein. Kaplan<br />

widerum schreibt den USA kurzweg die alleinige Akteursrolle zu (»We and<br />

nobody else will write the terms for international society« 47 ). Wesentlich weiter als<br />

Kurth geht Niall Ferguson, der die USA auffordert, »(to) make the transition from<br />

46 So der Titel seines Beitrags in der Financial Times v. 3. 7. 2003.<br />

47 Robert D. Kaplan: Warrior Politics: Why Leadership Demands a Pagan Ethos. New York 2002, S. 144 f.<br />

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