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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Ikenberry, »as a hierarchical system of political relationships in which the most<br />

powerful state exercises decisive influence, then the United States today indeed<br />

qualifies. If the United States is an empire, however, it is like no other before it.«<br />

Was ist in der »realistischen« liberalen Sicht Ikenberrys die einmalige (also über<br />

die seit langem als typisch für den amerikanischen Modus der Imperialität geltenden<br />

»informellen« und »indirekten« Herrschaftsmethoden hinausgehende) Spezifik<br />

des so eher locker definierten amerikanischen Imperiums? Ikenberry nennt vor<br />

allem zwei Sachverhalte. Er sieht das Besondere des amerikanischen Ordnungsmodells<br />

zunächst darin, dass die »U.S.led order is a negotiated system wherein the<br />

United States has sought participation by other states on terms that are mutually<br />

agreeable«. 89 Getauscht wurden nach Ikenberry globale öffentliche Güter, nämlich<br />

Sicherheit und Zugang zu einem Regime des freien Handelns gegen Kooperation;<br />

charakteristisch für das lockere Empire ist weiter eine Machtausübung seitens der<br />

USA, die freiwillig durch verhandelbare Regeln und Institutionen selbstgebändigt<br />

wird 90 ; und endlich die Gewährung von »Voice« für schwächere Staaten in der<br />

amerikanisch geführten Ordnung, die informelle Beteiligung also an dem Politikprozess<br />

in den USA und den internationalen Institutionen. Ein American Empire<br />

kann tun, was es will, aber es kann nicht alle zwingen zu tun, was es will. Man<br />

könnte dies das paradoxe Muster eines partizipativen Empire nennen. Dass allerdings<br />

ein Recht auf exit aus diesem zugleich geschlossenen neuartigen American<br />

Empire nicht existiert, erwähnt Ikenberry nicht (für den der amerikanische Militärimperialismus<br />

»has helped (to) create a stable, open political space«). Generell<br />

thematisiert Ikenberry die harten Grenzen dieses Musters nicht. Im politischen<br />

Tagesgeschäft plädiert seine lockere Skizze des partizipativen Imperiums für einen<br />

»liberalen Leviathan«, den er einem »konservativen Leviathan« gegenüberstellt –<br />

der nichts als ein krudes Empire sei, das gebaut sei um »American unilateralism,<br />

coercive domination, divide and rule strategies, and reduced commitment to shared<br />

rules of the game (…) The contradiction in the Bush foreign policy is that it offers<br />

the world a system in which America rules the world but does not abide the rules.<br />

This is, in effect, empire.« 91 Dieser konservative Leviathan mit seiner »hegemonic<br />

strategy with imperial characteristics« müsse scheitern. Der liberale Leviathan dagegen<br />

könne erfolgreich sein. Dies ist für ihn eine hegemoniale Ordnung mit liberalen<br />

Merkmalen und unterscheide sich von einer hegemonialen Ordnung mit<br />

imperialen Merkmalen dadurch, dass sie durch Multilaterialismus, Allianzbildung,<br />

strategische Selbstzügelung, institutionalisierte und normierte Beziehungen, gemeinsame<br />

Entscheidungsbildung und die Erbringung globaler öffentlicher Güter<br />

ausgezeichnet sei. Sobald freilich Ikenberry seine Beschreibung des liberalen Le-<br />

89 G. John Ikenberry: Illusions of Empire: Defining the New American order. In: Foreign Affairs 2/2004.<br />

90 Ikenberry, Liberalism and empire, S. 630: »The American System has features that it shares with past great empires.<br />

But ultimately the term ›empire‹ is misleading…The American people are not seized with the desire to run<br />

colonies or a global empire. So even in a unipolar era, there are limits on American imperial pretensions.«<br />

91 G. John Ikenberry: America as a Liberal Leviathan. Working Paper der Grand Strategic Choices Working Group,<br />

Princeton v. 16. 9. 2004, S. 6, 14.<br />

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