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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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somit von kapitalistischen Eigentümern dominiert und durch die Imperative der<br />

Kapitalakkumulation getrieben. Zu diesem ökonomischen Modus imperialer<br />

Herrschaft tritt ein zweiter Aspekt: Die im Kapitalismus institutionalisierte Trennung<br />

zwischen Ökonomie und Politik heißt, dass der Raum der ökonomischen<br />

Macht des Kapitals jede politische oder militärische Macht bei weitem überschreiten<br />

kann; der Kapitalismus kann seine Macht mit rein ökonomischen Mitteln<br />

nach alleiniger Maßgabe des Wertgesetzes weit über seinen unmittelbar politische<br />

Machtraum ausdehnen. Während die alten Imperien politisch-militärisch<br />

herrschten, herrschten die kapitalistischen Imperien vor allem mit Ökonomie. Da<br />

die ökonomische Macht früher von der direkten Wirksamkeit der politischmilitärischen<br />

Macht abhing, konnte sie deren Machtraum auch kaum überschreiten;<br />

im Kapitalismus und damit auch im kapitalistischen Imperialismus wird dies<br />

anders: Es geht um die Ausdehnung der Gültigkeit des Raums des Wertgesetzes<br />

und um die Expansion der kapitalistischen Gesellschaft. Dieser Sachverhalt macht<br />

ein drittes, weiteres grundlegendes Merkmal des klassischen Imperialismus erst<br />

möglich: die Unterscheidung zwischen »Zentrum« und »Peripherie« und die damit<br />

verknüpfte Eroberung von Territorien in der Peripherie und die Konflikte zwischen<br />

den Staaten des Zentrums bzw. den Export von Kapital in die Peripherie und<br />

deren Ausplünderung und Ausbeutung durch das Zentrum. Allerdings bedeutet<br />

dies nicht, dass in der Zeit des Globalkapitalismus das Kapital mit seinem Machtinstrumentarium<br />

der ökonomischen Ausbeutung diesen Globalkapitalismus auch<br />

organisieren kann! Die Administration dieses Globalkapitalismus geschieht nach<br />

Wood im Kern weiterhin durch Nationalstaaten und die Frage ist, wer dieses<br />

System der Nationalstaaten durch die Installierung eines pervasiven politischen<br />

Überbaus kontrolliert und beherrscht. Die herrschaftspolitischen Problemstellungen<br />

sind aufgrund der historischen Verschiedenartigkeit der strukturellen Voraussetzungen<br />

also so unterschiedlich, dass die gängige Gleichsetzung »Rom«:»USA«<br />

keinen Sinn macht.<br />

Aus der Sicht der politischen Ökonomie ist somit insofern eine Gleichsetzung<br />

oder weitergehende Subsumption Roms und der USA unter den Begriff Imperium<br />

wenig zielführend. Auch Peter Bender, der in jüngster Zeit – allerdings unter<br />

Außerachtlassung der politischen Ökonomie – wie kein Zweiter den Unterschieden<br />

und Gleichartigkeiten der beiden Ordnungen nachgegangen ist, kommt auf<br />

seine Weise zu einem skeptischen Resümee: »Die Unterschiede erscheinen letztlich<br />

größer als die Ähnlichkeiten. Hier ein Imperium in der Gestalt eines großen<br />

Staates, dort ein großer Staat mit imperialer Macht über viele Länder. Hier eine<br />

zentrale Regierung und gleichartige Verwaltungsformen, dort ein Geflecht zwischenstaatlicher,<br />

ökonomischer, strategischer und kultureller Beziehungen…Hier<br />

ein unbedingter Herrschaftswille, gesteigert bis zum Herrscherkult, dort demokratische<br />

Beschränkung imperialer Versuchungen und Möglichkeiten. Um sich<br />

wie Rom zum monarchischen Weltherrscher zu verwandeln, fehlen Amerika die<br />

Voraussetzungen. Die Vereinigten Staaten verfügen zwar über eine erdumspan-<br />

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