18.01.2013 Aufrufe

Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

specialization is conjoined with more explicitly imperialist politics and a more<br />

authoritarian interior order.« 134 Für ihn entsteht ein <strong>neue</strong>r »Neoimperialismus« in<br />

den USA. Er ist kein klassischer Kolonialismus, denn zumindest die starken Staaten<br />

der Peripherie behalten zumindest ihre nominelle Selbstkontrolle – schließlich<br />

planten die USA auch keine eigene Kolonialregierung im Irak. Hegemonie, die<br />

weiterhin zu verstehen sei als eine Funktion von Nationalstaaten, die territoriale<br />

und institutionelle Orte haben, konzentriere sich weiterhin auf die international<br />

dominante USA. »The result, for now, is a process of reconfiguring the mode of<br />

regulation. This emergent framework is still post-Fordist with respect to its core<br />

model of industrial production, but its state model is domestically authoritarian<br />

and geopolitically imperialist.« 135 Unipolarer Militarismus und geopolitische Imperialität<br />

werden kontrastiert zu einer multipolaren Ökonomie.<br />

Ebenfalls Kontinuität wie Bruch akzentuieren David Harveys exzellente Studie<br />

»The New Imperialism« und der anknüpfende große Aufsatz von Giovanni Arrighi<br />

»Hegemony Unravelling« 136 , die weithin als gegenwärtig tragfähigste Konzeption<br />

angesehen werden. Harvey ist der Ansicht, dass die USA nach 1970 ihre<br />

ökonomische Überlegenheit auf dem Feld der Produktion verloren haben und nun<br />

daran sind, ihre Überlegenheit auf dem Gebiet der Finanzen einzubüßen. Dieser<br />

doppelte Verlust an Überlegenheit erkläre ihr <strong>neue</strong>s Kriegertum. Leitend für Harveys<br />

theoretisches Konzept ist der Gedanke der Expansion – als Extension oder<br />

Verdichtung, im Raum und in der Zeit. Dieser Gedanke der Ausdehnung ist sicherlich<br />

ein zentraler Schlüssel zum Verständnis der Marxschen Vorstellung vom<br />

Kapital und seiner Akkumulation, auch wenn Marx selbst räumliche Expansion<br />

nur als Ausdehnung in nichtkapitalistische Räume dachte und beispielsweise der<br />

Gedanke der ungleichen Entwicklung des Kapitalismus oder die Frage nach der<br />

ökonomischen Funktion des Staates noch nicht substantiell in sein Blickfeld kam.<br />

Harvey unterscheidet im Anschluss an Arrighi politische (territoriale) und kapitalistische<br />

Logiken der Macht, deren Agenten besondere Interessen in unterschiedlichen<br />

Zeit-Raum-Konstellationen verfolgen: Das Profitinteresse ist nicht, wie das<br />

Interesse an Machtmaximierung in der Politik, auf den Staat bezogen; es ist individuell<br />

auf das jeweilige Kapital ausgerichtet, der staatliche Akteur dagegen handelt<br />

nach kollektivem Vorteil; Politik bezieht sich für einen gewissen Zeitraum<br />

(z. B. eine Wahlperiode) auf ein Territorium, auf Ressourcen und Menschen und<br />

bedarf der Legitimation, das Kapital operiert demgegenüber auf diffuse (Harvey:<br />

»molekulare«) Weise in Zeit-Raum-Kontinuitäten. Danach begründet das Kom-<br />

17. 11. 2005, Elizabeth Drew: Power Grab. In: The New York Review of Books v. 22. 6. 2006 sowie Richard S.<br />

Conley: Reform, Reorganization and the Renaissance of the Managerial Presidency: The Impact of 9/11 on the<br />

Executive Establishment. In: Politics & Policy 2/2006, S. 304-342.<br />

135 Steinmetz: State of Emergency, S. 341. »I will define imperialism as a nonterritorial form of empire in contradistinction<br />

to colonialism as a territorial one and I will argue that the United States is by this definition imperialist.«<br />

George Steinmetz: Return to Empire: The New U.S. Imperialism in Comparative Historical Perspective.<br />

In: Sociological Theory 4/2005, S. 340.<br />

136 Oxford 2003 bzw. NLR 32 (2005).<br />

191

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!