Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sieht in der Wertorientierung (fokussiert um den zentralen Wert »Freiheit«), die<br />
Differenz zwischen dem außenpolitischen Konzept des Neokonservatismus (von<br />
ihm als »Demokratischer Realismus« bezeichnet) und dem Kanon der »realistischen<br />
Schule«. 61 Auch Autoren, die nicht zum klassisch neokonservativen Spektrum<br />
gerechnet werden können, sehen den Gehalt amerikanisch-imperialer Politik<br />
im »Empowerment«. 62<br />
Die neokonservativen »Empire-Gelehrten« (E. Eakin in der New York Times)<br />
heben also auch hervor, dass Amerika heute nicht nur mit roher Gewalt operiert,<br />
sondern seine »wohlwollende Herrschaft« (Wolfowitz) auch mit ökonomischen,<br />
kulturellen und politischen Mitteln realisiert, um Sicherheit wie Freiheit durchzusetzen.<br />
Man möchte andere Völker lieber zu Konsumenten oder gar Amerikanern<br />
machen als sie mit Krieg zu überziehen. »Wir sind immer noch ein attraktives Imperium«,<br />
sagt Max Boot. Und aus genau diesem Grunde müsse man sich für eine<br />
Pax Americana stark machen. Gerade in einer anarchischen Welt, mit Schurkenstaaten<br />
und terroristischen Zellen, biete eine den Globus beherrschende USA den<br />
besten Garanten für Frieden und Stabilität. Robert Kaplan schreibt in seinem Text,<br />
welcher der Frage nachgeht, wie und warum die Welt zu managen sei: »The purpose<br />
of power is not power itself; it is a fundamentally liberal purpose of sustaining<br />
the key characteristics of an orderly world. Those characteristics include<br />
basic political stability, the idea of liberty, pragmatically conceived; respect for<br />
property; economic freedom; and representative government, culturally understood.<br />
At this moment in time it is American power, and American power only,<br />
that can serve as an organizing principle for the worldwide expansion of liberal<br />
civil society.« 63 Die amerikanische Macht ist die Lösung, nicht die (Mit-)Ursache<br />
der Mängel der Welt und wer sich gegen sie wendet, ist unvernünftig und verlängert<br />
den Mangelzustand.<br />
»Es gibt eine positive Seite am Empire«, sagt daher Robert Kagan. »Es ist in<br />
mancher Hinsicht die gütigste Ordnungsform.« Und: »Die Wahrheit ist, dass die<br />
wohlwollende Hegemonie der Vereinigten Staaten für weite Teile der Weltbevölkerung<br />
gut ist. Sie ist ohne Zweifel ein besseres internationales Arrangement als<br />
alle realistischen Alternativen.« 64 Für D’Souza sind die USA ebenfalls exzeptionell:<br />
»Das amerikanische Empire ist die großmütigste imperiale Macht aller Zei-<br />
61 S. Charles Krauthammer: Democratic Realism. An American Foreign Policy for a Unipolar World. AEI Washington<br />
2004, S. 13.<br />
62 S. S. John Peterson: America as a European power: the end of empire by integration? In: International Affairs<br />
4/2004, S. 618: »Postwar America may not be the only historical case of an imperial power seeking to empower,<br />
as oppposed to dominating, its ›subjects‹ in a vital sphere of influence. But the United States sustained empowerment<br />
for far longer than the classic empires were able to do in their own imperial domains (…) after all, the<br />
number of democracies has doubled globally since the early 1980s.«<br />
63 Robert D. Kaplan: Supremacy by Stealth: Ten Rules for Managing the World. In: Atlantic Monthly, 4/ 2003,<br />
S. 68 f.<br />
64 William Kristol, Robert Kagan: The Benevolent Empire. In: Foreign Policy, Sommer 1998. Später lehnte Kagan<br />
die Anwendung des Begriffs ab – die USA seien »bloß« eine Hegemonialmacht.<br />
163