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Schöne neue Demokratie - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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iert: Rom war (im Unterschied etwa zu China) nicht nur das erste koloniale Imperium,<br />

Rom kombinierte Imperium und Dominium, den imperialen militärischen<br />

Staat mit der Herrschaft des privaten Eigentums an Land, Rom war daher der erste<br />

Typus des Empire of Property (Wood). Das römische Empire, welches vielfach<br />

als Prototyp des europäischen imperialen Projekts angesehen wird, war auf Landraub<br />

und -aneignung aus. Sein Territorialimperium wurde durch ein Netzwerk von<br />

Landaristokraten, Aneignung von Land, Siedlung, Ressourcenextraktion und durch<br />

eine Ausbeutung mittels außerökonomischer Gewalt (Politik, Recht, militärische<br />

Gewalt, Kultismus) zusammengehalten. Spätere Imperien setzten die Kombinationen<br />

aus starkem Eigentum und kleinen, aber kraftvollen stadtdominierten Zentralstaaten<br />

mit kolonialen Okkupationen und der Aneignung von Territorien fort.<br />

Abgelöst wurde dieser Typus durch das Empire of Commerce – Handelsimperien<br />

wie Spanien, Holland, Venedig oder Arabien. Diese (frühkapitalistischen) imperialen<br />

Ordnungen waren in einer Hinsicht beispielgebend: Sie agierten jenseits<br />

ihrer staatlichen oder »nationalen« Grenzen als oftmals informelle Ordnungsmächte,<br />

die so ihre Handelsbeziehungen sichern und erweitern wollten. Mit militärischen<br />

Mitteln sicherten sie ihre Handelswege (durch Forts und strategische<br />

Stützpunkte als ihren eigenen »Militärbasen«), schlossen lokale Bündnisse und<br />

bauten sogar entsprechende Infrastrukturen auf. Dann, endlich, entwickelte sich<br />

ein Typus national-staatlich basierter imperialer Herrschaft, der erstmals auf einer<br />

Trennung von ökonomischer und politisch(-militärischer) Macht und der Vorherrschaft<br />

ökonomischen Zwangs beruhte – das Empire of Capital. 158 Im Kapitalismus<br />

hängen alle ökonomischen Akteure vom Markt ab, die direkte Macht liegt bei diesem<br />

und nicht den Herrschern. In vorkapitalistischen Gesellschaften dagegen<br />

hängt die ökonomische Macht der herrschenden Klassen von außerökonomischen<br />

(meist militärischen) Mächten ab. Findet man da die politisch-militärische Macht,<br />

hat man auch die ökonomische gefunden. Die Kapitalisten aber können ohne unmittelbaren<br />

militärischen Zwang ihre Arbeiter ausbeuten, denn diese sind eigentumslos<br />

und dem indirekten und unpersönlichen Zwang des Marktes ausgesetzt,<br />

der ihre Positionierung im Aneignungsprozess vorweg besorgt. Im Kapitalismus<br />

gibt es einerseits die Aneignung der Mehrarbeit und andererseits einen staatlichen<br />

Zwang, der dieses Aneignungsverhältnis und seine rechtliche sowie soziale Reproduktion<br />

aufrechterhält, indem er für die Exklusivität des Eigentums und die<br />

Aufrechterhaltung der Eigentumslosigkeit an den Mitteln der Produktion auf der<br />

Seite der Produzierenden sorgt. Er sichert die freie Mobilität des Kapitals und<br />

kontrolliert die Mobilität der Arbeitskräfte. Die Besonderheit der kapitalistischen<br />

Form von Imperialität gegenüber den vorangegangen Imperien besteht somit erstens<br />

darin, dass sie nicht in erster Linie auf direktem Zwang beruhte, sondern auf<br />

dem Zwang des Marktes, der durch die Eigentumslosigkeit der Produzenten konstituiert<br />

und reproduziert wurde. Die klassische kapitalistische Imperialität war<br />

158 Ellen Meiksins Wood: Empire of Capital. London, New York 2003.<br />

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