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A trobriandi krikettől... - Magyar Elektronikus Könyvtár ...

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schaffen” (Tilkovszky 1989: 110). Ihre Wirkung dehnte sich aber nicht auf das ganze<br />

Ungarndeutschtum aus. Diejenigen aber, die von der Ideologie des Volksbundes angesteckt<br />

wurden, zählten sich nicht mehr zu den <strong>Magyar</strong>en. Diese Schwaben stellten ihren<br />

Patriotismus in den Dienst der deutschen nationalistischen Ideologie; im Zentrum ihrer<br />

Interessen stand nicht mehr die Wiederherstellung der Integrität Großungarns, sondern<br />

Deutschlands Erfolg bei der Eroberung immer mehr Gebiete. Hitler versprach nämlich den<br />

Ungarndeutschen, dass sie nach der Eroberung der Ukraine dort ausgedehnte Böden<br />

bekommen.<br />

Die älteste Generation war bei dieser Frage tief betroffen und wollte darüber entweder nicht<br />

sprechen oder hob die Vorteile des Volksbundes hervor. Die Aussiedlung wurde fast tagtäglich<br />

erwähnt, an den Volksbund aber wollte man sich nicht gern erinnern. Mit der Absicht einer<br />

Kompensation sagten sie mir, dass die Deutschen von Anfang an an der Seite der <strong>Magyar</strong>en<br />

standen, und immer treue Bürger des ungarischen Staates waren. Mehrere Dorfbewohner<br />

opferten ihr Leben für die Heimat. Sie sind sehr stolz darauf, dass sie als Soldaten der<br />

ungarischen Armee in den zwei Weltkriegen ihr Land verteidigten. Sie waren aber nicht<br />

geneigt „die drückende Last der Verantwortung für den Krieg” (Tilkovszky 1989: 165) allein<br />

zu übernehmen. „Wir wollten nicht in die SS. Wer konnte, desertierte. Die Jungen wussten<br />

nicht, was sie unterschreiben” – erzählte ein alter Mann. Eine Frau aus der ersten Generation<br />

sagte: „Miklós Horthy einigte sich mit den Deutschen in der Frage der Musterung der<br />

Schwaben in die SS.” Weiteren Meinungen nach hielt man es für eine Schande, dass die<br />

<strong>Magyar</strong>en die Deutschen vertrieben, da: „die <strong>Magyar</strong>en neben zu Hitler standen. Sie waren<br />

Verbündete. Waren es nicht die <strong>Magyar</strong>en, die am Don kämpften Waren es nicht die<br />

<strong>Magyar</strong>en, die die Juden abtransportierten Wegen dieser Sünden hätte das ganze Ungarn<br />

nach Asien übersiedelt werden müssen. Mit einem Paket von 50 kg. Was hätten sie dazu<br />

gesagt”<br />

Es waren mehrere, die die Frage der Zusammenarbeit Ungarns und Deutschlands im Zweiten<br />

Weltkrief aufwarfen. „Horthy verkaufte die Schwaben an die Deutschen, obwohl wir immer<br />

treue Mitbürger in diesem Staat waren. Aus unserer Familie war niemand im Bund, doch<br />

wurden meine Eltern und meine Schwester vertrieben. Die <strong>Magyar</strong>en waren mit den<br />

Deutschen verbündet, so warum müssen wir für alles die Verantwortung übernehmen” Eine<br />

andere Meinung: „Die Wahrheit ist, dass es viele in unserem Dorf waren, so ungefähr hundert<br />

Jungen, die sich freiwillig in die deutsche Armee einmustern ließen. Gutes Geld wurde ihnen<br />

versprochen. Glauben Sie mir, das war nur ums Geld. Es war egal in welcher Armee sie<br />

kämpften. In diese oder jene Armee musste man sowieso gehen. Es war Dienstpflicht. Aber<br />

die Deutschen zahlten. Warum wären sie dann nicht gegangen”<br />

Obwohl die Nazipropaganda viele von den schwäbischen Dorfbewohnern anzog, und viele<br />

aus dem Dorf Volksbundsmitglieder waren, wollte es außer einem Ehepaar niemand offen<br />

bekennen. Die Befragten sagten immer den Namen eines anderen. Die Ehefrau erzählte:<br />

„Zweidrittel der Schwaben waren drin. Jetzt will es aber ein jeder vergessen. Warum Wir<br />

Frauen sangen deutsche und schwäbische Lieder, tratschten ein wenig. Es war gut, wir fühlten<br />

uns dort wohl. Und der Bund hatte Vorteile. Man organisierte einen kulturellen Verein und<br />

gemeinsame Sommerferien für die Kinder. Deswegen hätten die Schwaben nicht bestraft<br />

werden dürfen.” Der Mann fügte hinzu: „Wir Leute gingen deshalbin den Bund, da es uns<br />

versprochen wurde, dass wir nach dem Krieg in der Ukraine soviel Boden bekämen, als wir<br />

nur wollten. Wir Schwaben leben nur für den Boden, für die Arbeit. Natürlich meldeten wir<br />

uns.”<br />

Was war ihre Schuld Bis heute können sie die Vertreibung und die langjährige Zwangsarbeit<br />

in der damaligen Sowjetunion nicht aufarbeiten. Der Meinung aller Befragten nach taten die<br />

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