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A trobriandi krikettől... - Magyar Elektronikus Könyvtár ...

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Die dritte Generation<br />

Wir können ruhig sagen, dass der Sprachwechsel in der dritten Generation in beiden<br />

Siedlungen beendete. Die Lage kann mit einem Satz, der aber von mehren wiederholt wurde,<br />

charakterisiert werden: „ich kann schwäbisch nicht mehr denken”. Der Sprachwechsel<br />

bedeutet aber auf keinen Fall den Verlust der Sprache. Obwohl die Generationszugehörigen<br />

als Muttersprache die ungarische Sprache angaben, sprach und verstand ein jeder Gefragte<br />

schwäbisch. Sollten sie aus einer Mischehe kommen, oder schwäbische Eltern, Großeltern<br />

haben, sprechen sie zu Hause mehr ungarisch als schwäbisch. 482<br />

In Tscholnok kommt es öfters vor, dass die Mitglieder der dritten Generation einen aktiven<br />

Wortschatz haben, und zu Hause mit den Großeltern schwobeln, aber bei der Mehrheit ist der<br />

schwäbische Sprachgebrauch passiv, und beschränkt sich nur auf das Zuhören der<br />

Großeltern. 483 Nicht nur die Enkelkinder, sondern auch die Großeltern sind passiv, und zwar<br />

in dem Unterricht der Muttersprache. „Wir sprachen mit unserem Enkelsohn immer<br />

schwäbisch. Er ist jetzt 6 Jahre alt, spricht einwandfrei ungarisch, schwäbisch und<br />

hochdeutsch. Er ist der einzige in Tscholnok. Wir wollten mit unserer Enkeltochter auch nur<br />

schwäbisch sprechen, aber wir hatten nicht mehr so viel Geduld.” Eine andere Meinung von<br />

Großeltern: „Die Kinder leben nicht mehr in dem Elternhaus, so treffen sich die Enkelkinder<br />

weniger mit uns. Es gibt praktisch keine Möglichkeit zu unterrichten. Und wozu Neben der<br />

ungarischen muttersprachlichen Sozialisation ist es überflüssig, die schwäbische Mundart zu<br />

erlernen.”<br />

Die dritte Generation hielt sich in Bogdan für ungarisch von deutscher Abstammung. Die<br />

Kinder aber, deren Eltern sich auch zum Ungarntum bekannten, hielten die Abstammung für<br />

nicht so wichtig. Wo die Familie aber strenge schwäbische Identität hatte, betonten die Kinder<br />

ausdrücklicher ihre schwäbische Abstammung. Aber auch in diesen Fällen bestimmte die<br />

Sprache weder das Abstammungsbewusstsein, noch die ethnische Gruppenzugehörigkeit. Für<br />

diese Generationsmitglieder war die Sprache das Mittel der Kommunikation und war keine<br />

Frage der Gefühle. Die in ihrem Leben ihre Funktionen völlig verlorene schwäbische Sprache<br />

gehört nicht zu ihrer Identitätskonstruktion. Die besser gesprochene Sprache war die<br />

ungarische. Das Pfand der Chancengleichheit, des Vorwärtskommens in der<br />

Mehrheitsgesellschaft ist das Können der ungarischen Sprache, so hielten sie es für wichtiger.<br />

In Tscholnok hielt sich die dritte Generation für Deutsch; Abstammung und<br />

Gruppenzugehörigkeit spalten sich nicht, wie in Bogdan. „Ich würde nie sagen, dass ich<br />

ungarisch bin”. Die Mundart spielt hier aber eine symbolische Rolle in der ethnischen<br />

Identität, ist als eine Tradition anwesend, die bewahrt werden sollte. Die Muttersprache und<br />

gleich die besser gesprochene Sprache ist hier aber auch die ungarische.<br />

Die Großenkelkinder lernen in der Schule beider Dörfer hochdeutsch, so werden sie den<br />

traditionellen Dialekt bald nicht einmal verstehen. 484 Da sich die Interaktionsmöglichkeiten<br />

mit Deutschland, mit den Verwandten nach dem Systemwechsel von 1990 erhöhten, nimmt<br />

die Zahl der die deutsche Hochsprache lernende Kinder und Erwachsenen immer mehr zu.<br />

482<br />

Győri Nagy charakterisiert diese Situation so: die Großmuttersprache ist schwäbisch, die<br />

Muttersprache ist aber ungarisch (1985: 178).<br />

483 In der dritten Generation kommt es sehr oft vor, dass die Großeltern zu ihren Enkelkinder<br />

schwäbisch sprechen, sie antworten aber ungarisch. Die Sprachforscher nennen diese Situation<br />

passive Zweisprachigkeit (Romaine 1989).<br />

484 Es gibt Versuche, z.B. in Werischwar, die Mundart wieder zu erlernen. Kleine und Große nehmen<br />

an Mundartkursen teil.<br />

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