Vollständiger Abschlussbericht als pdf-Download - Veränderungen ...
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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />
15. Nutzung, Kontrolle und Repressionen im Öffentlichen Raum<br />
Im folgenden Kapitel sollen die erste und zweite These über die Nutzung und den Zugang<br />
zum öffentlichen Raum und über Zugangsbeschränkungen durch Repressionen reflektiert<br />
und auf ihre Gültigkeit hin geprüft werden. Anhand der Informationen aus den Interviews<br />
wird zunächst beschrieben, wie die Situation im Öffentlichen Raum vor der Revolution<br />
war. Anschließend gehen wir auf die <strong>Veränderungen</strong> seit der Revolution und auf aktuelle<br />
Entwicklungen ein.<br />
Unter der autoritären Herrschaft von Ben Ali wurde der Öffentliche Raum, sowie der<br />
Zugang zu ihm und seine Nutzung vollständig kontrolliert und reguliert. Laut Chamkhi von<br />
Attac Tunesien (vgl. Anhang A.10, I 3) gab es in Tunesien daher keine freien Plätze und<br />
keine Rede-, Meinungs- oder Pressefreiheit im öffentlichen Raum. Dies wurde<br />
durchgesetzt indem der Staat die Bevölkerung mit physischen und psychischen Mittel<br />
unter Druck setzte, welches im folgenden Text zusammenfassend <strong>als</strong> Repression<br />
bezeichnet wird.<br />
Demonstrationen auf denen Kritik am Regime geübt wurde, waren strengstens verboten<br />
und politische Ausdrucks- und Versammlungsformen untersagt. Daher sei Tunesien nach<br />
Aussage der Vertreter der Ennahda (vgl. Anhang A.10, I 2) ein komplett totalitäres<br />
Regime gewesen. Doch nicht nur politische, auch religiöse Ausdrucksforen waren im<br />
Öffentlichen Raum verboten. Das Regime unter Ben Ali strebte die Etablierung einer<br />
laizistischen Gesellschaft an, die in der Verhinderung einer freien Ausübung von<br />
Religiosität mündete (vgl. Anhang A.10, I 1). So konnten religiöse Symbole, wie die<br />
Verschleierung von Frauen oder das Tragen von Bärten für Männer, zu Repressionen<br />
führen (vgl. Anhang A.10, I 2).<br />
Die politische Arbeit im öffentlichen Raum gestaltete sich unter dem Ben Ali Regime <strong>als</strong><br />
extrem schwierig. Größere Parteien wie die PDP schafften es trotz Verboten Gelder zu<br />
sammeln und davon die Herausgabe einer Zeitung zu finanzieren (vgl. Anhang A.10, I 6).<br />
Die Gewerkschaft UGTT wurde laut Herr Shimi, dem interviewten Vertreter der UGTT,<br />
aufgrund der hohen Mitgliederzahlen und der gesellschaftlichen Stärke <strong>als</strong> Gewerkschaft<br />
weniger massiv angegriffen <strong>als</strong> vergleichbar kleinere Organisationen (vgl. Anhang A.10, I<br />
8). Trotz Beschränkungen der Meinungsfreiheit übte die UGTT nach Aussage von Herrn<br />
Shimi Kritik an dem bestehenden Regime. Der UGTT wird jedoch vorgeworfen mit dem<br />
Regime von Ben Ali vernetzt gewesen und teilweise zusammen gearbeitet zu haben. So<br />
sagt ein Sprecher der Confédération syndicale internationale (CSI) gegenüber der Zeitung<br />
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 107