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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />
„Le Monde“, dass die UGTT bestehen konnte, weil sie sich den Rahmenbedingungen des<br />
Ben Ali Regimes anpasste und diese akzeptierte (vgl. BARROUX 2011). Die<br />
Führungselite der UGTT arbeitete mit Ben Ali zusammen, während die Basis der<br />
Gewerkschaft sehr schnell ein Teil der Revolutionsbewegung wurde (DIETRICH 2011).<br />
Unter dem Regime von Ben Ali nutzte die Gewerkschaft laut Shimi (vgl. Anhang A.10, I 8)<br />
ihre Strukturen um interne Bildungsarbeit zu leisten und Räume zu schaffen, in denen<br />
sich die Mitglieder frei austauschen konnten. So entwickelte sich laut Shimi eine „interne<br />
Demokratie“, die demokratische Denkweisen und Strukturen durch ihre geschulten<br />
Aktivisten nach außen transportierten konnte (vgl. Anhang A.10, I 8).<br />
Die Mitglieder der UGTT waren unter Ben Ali aber auch nicht sicher vor Festnahmen und<br />
Gefängnisstrafen (vgl. Anhang A.10, I 8). Besonders in Krisenzeiten wurde das Mittel der<br />
Repression eingesetzt, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen Unruhen in der<br />
Bevölkerung gab oder/und die UGTT <strong>als</strong> Gewerkschaft gegen neue Regelungen für<br />
Arbeitnehmer kämpfte. „Wir waren im Gefängnis, wurden gefoltert, waren daran gewöhnt<br />
unter dem alten Regime“ beschreibt Shimi von der UGTT die Situation (vgl. Anhang A.10,<br />
I 8). Viele UGTT Mitglieder mussten deshalb vor der Regierungsmacht fliehen. In den<br />
letzten zehn Jahren stellte sich ein Gleichgewicht zwischen den Kräften des Regimes und<br />
der UGTT her. Shimi betonte, dass die UGTT in der Zeit des Ben Alis Regimes<br />
unabhängig von diesem war, auch wenn die UGTT <strong>als</strong> Gewerkschaft offiziell nicht <strong>als</strong><br />
Oppositionsorganisation galt (ebd.). Kam es zu einem harten Konflikt zwischen Regierung<br />
und Gewerkschaft, schwankte angeblich auch die Machtstellung der Regierung. Laut Herr<br />
Shimi lernte das Regime von Ben Ali daraus und verminderte die Repressionen<br />
gegenüber der UGTT (ebd.), was wiederum die Gewerkschaft stärkte und ihr half, die<br />
Revolution unterstützend zu begleiten.<br />
Unter dem Regime von Ben Ali führte Attac laut Chamkhi gemeinsam mit befreundeten<br />
Aktivisten unterschiedliche friedliche Aktionen im Öffentlichen Raum durch, was<br />
gewalttätige Repressionen der Polizei zur Folge hatte (vgl. Anhang A.10, I 3). Chamkhi<br />
betont, dass von ihm und seinen befreundeten Aktivisten keine Gewalt und Bewaffnung<br />
ausgegangen wäre (ebd.).<br />
Da der öffentliche Raum in Tunesien 50 Jahre lang von einer Diktatur beeinflusst und<br />
geprägt wurde, sind die Menschen, die in diesem System aufgewachsen sind nach<br />
Aussage von Herrn Chamkhi sehr durch die alten Rahmenbedingungen beeinflusst (ebd.).<br />
Sie hätten den Öffentlichen Raum zwar genutzt, seien aber stark in ihren Rechten und in<br />
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 108