Vollständiger Abschlussbericht als pdf-Download - Veränderungen ...
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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />
Politik und Wirtschaft darin, dass dieses Thema keine Priorität in der Gesellschaft genieße<br />
(vgl. Anhang A.10, I 4). Man wolle den Frauen „keine Stimme verleihen“ (ebd.).<br />
Auch in den interviewten Parteien und Organisationen stellt sich die Lage so dar, dass<br />
sich viele Frauen in der Basis engagieren, es jedoch noch keine ausgewogene Besetzung<br />
der führenden Positionen durch Frauen gibt. Dort liegt der Anteil von Frauen zwischen null<br />
(UGTT) und 75 Prozent (AFKAR MOSTAKELLA: Vorstand). Einerseits können die<br />
unterschiedlichen Anteile von Frauen in Führungspositionen durch die Prägung der<br />
Mitgliederschaft zurückgeführt werden. So ist beispielsweise die große Mehrheit der<br />
Mitglieder bei der UGTT männlich. Andererseits ist die Förderung von Frauen ein Thema,<br />
welches noch nicht in allen Diskursen angelangt ist. Bei schon lange bestehenden<br />
Organisationen ist es daher unter Umständen schwieriger bestehende Strukturen und<br />
Diskurse zu überwinden und die Förderung von Frauen zu etablieren. Bei jüngeren<br />
Organisationen, wie Afkar Mostakella, ist es hingegen wahrscheinlicher, dass solche<br />
Themen aufgegriffen werden. Oftm<strong>als</strong> waren die von Frauen besetzten Posten auch die<br />
arbeitsintensiven, weniger in der Öffentlichkeit stehenden Positionen, wie z.B. die der<br />
Vizesekretärin o.ä. Die PDP nennt eines der Probleme bei der Integration von Frauen in<br />
der politischen Arbeit: Politische Treffen und Versammlungen fänden oft abends zu Zeiten<br />
statt, wenn viele Frauen der Hausarbeit nachgehen oder sich um ihre Kinder kümmern<br />
müssen (vgl. Anhang A.10, I 6). Zum anderen ergänzt Shimi von der UGTT, seien „Frauen<br />
die Opfer direkter Demokratie“. Gemeint ist damit die relative Verteilung der Stimmen auf<br />
Männer und Frauen gemäß dem Geschlecht der Wähler. So führen direkte Wahlen in<br />
einer Organisation wie der UGTT mit einem hohen Männeranteil zu einer Wahl von mehr<br />
Männern, da „Männer Männer und nicht Frauen wählen“ würden (vgl. Anhang A.10, I 8).<br />
Die PDP, die UGTT, sowie Afkar Mostakella arbeiten laut Eigenaussage daran, Frauen in<br />
ihren Parteien und Organisationen zu stärken und sie zu motivieren, sich zu engagieren<br />
(vgl. Anhang A.10, I 1; I 6; I 8). Es gibt die Vorgabe, die Wahllisten für die kommende<br />
Wahl im Oktober paritätisch mit Männern und Frauen zu besetzen (vgl. RIVA 2011). Somit<br />
lassen die Wahlen auf einen beginnenden, freieren Diskurs über die Situation von Frauen<br />
in Tunesien hoffen und bieten gleichzeitig eine große Chance für eine zukünftige größere<br />
Repräsentation von Frauen in der Politik. Gleichzeitig fürchten viele Feministinnen den<br />
relativ hohen Zuspruch in der Bevölkerung zu islamistischen Parteien wie der Ennahda<br />
(vgl. RIVA 2011). Nach Aussage von Khalfaoi, befindet sich Tunesien immer noch in<br />
einem „Prozess der Revolution“, in welchem die Frauen eine treibende Kraft spielten und<br />
spielen (vgl. Anhang A.10, I 4). Das Gelingen der Revolution bedeute für Frauen mehr, <strong>als</strong><br />
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 120