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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />

Einleitung<br />

Am 14. Januar 2011 wurde Ben Ali, Tunesiens Präsident für 23 Jahre, nach 28 Tagen<br />

kontinuierlich anschwellender Demonstrationen verjagt. 28 Tage zuvor hatte sich der<br />

junge, arbeitslose Tunesier Mohamed Bouazizi in der tunesischen Provinzstadt Sidi<br />

Bouzid selbst angezündet und damit den Grundstein für die darauffolgenden Proteste in<br />

der gesamten arabischen Welt gelegt. Der Selbstmord deutet auf den entscheidenden<br />

Hintergrund des Aufstandes hin: Die hohe Arbeitslosigkeit (ca. 35%), vor allem unter<br />

jungen Menschen unter 30 Jahren, die in Tunesien sowie in vielen anderen arabischen<br />

Staaten mehr <strong>als</strong> 50% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Zusätzlich ist in den meisten<br />

arabischen Staaten <strong>als</strong> weiteres Element eine erschreckende Armut zu verzeichnen: 40%<br />

der Tunesier leben unter der Armutsgrenze. Obwohl es zahlreiche sehr gut qualifizierte<br />

und ausgebildete junge Tunesier gibt, stehen die Zukunftschancen aufgrund dieser<br />

Bedingungen sehr schlecht (vgl. BAUMGARTEN 2011: 5f.).<br />

Die Scheren zwischen arm und reich vergrößern sich kontinuierlich, vor allem deswegen,<br />

weil die Diktatoren der arabischen Staaten und deren Familien ihren Reichtum immer<br />

weiter anhäufen konnten, und dies mit Unterstützung des Westens (vgl. BAUMGARTEN<br />

2011: 4).<br />

Im Folgenden soll ein kleiner historischer Abriss Einblick in die Entwicklung des<br />

politischen Systems in Tunesien geben:<br />

Ben Ali war im Jahr 1987 an die Macht gekommen, nachdem er den vorherigen<br />

Präsidenten Bourgiba für regierungsunfähig erklärt hatte. Bourgiba selbst war der erste<br />

Präsident des seit 1956 von Frankreich unabhängigen Tunesiens und war bis zu seinem<br />

Sturz 30 Jahre lang an der Macht. Die Verfassung aus dem Jahr 1959 legitimierte ein<br />

Regime, welches von Verfassungsrechtlern <strong>als</strong> „präsidentialistisch“ bezeichnet wird. Der<br />

durch allgemeine Wahlen gewählte Präsident der Republik verfügt danach über die<br />

Gesamtheit der Exekutivgewalt und bringt auch die Gesetze ein. Ihm steht keine<br />

Gegengewalt gegenüber, zumal er auch die Justiz kontrolliert (vgl. JENDOUBI 2011: 7).<br />

Bourgiba werden neben den genannten kritischen Punkten aber auch einige postitive<br />

Dinge nachgesagt, die bis heute bestehen: Er sorgte dafür, dass die Gleichheit aller<br />

Bürger in der Verfassung garantiert wurde, d.h. dass Frauen die gleichen Rechte wie<br />

Männer besitzen; Seitdem gibt es auch das Scheidungsrecht, was im Gegensatz zu<br />

anderen islamisch geprägten Ländern sehr fortschrittlich war. Tunesien ist zudem der<br />

einzige Staat in der arabisch-sprachigen Welt, der die Scharia nicht in die Gesetzgebung<br />

einbezieht. Unter Bourgiba wurde dafür gesorgt, dass das Bildungssystem ausgebaut<br />

Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 8

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