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Abschlussbericht der Tunesienexkursion
Auch der Place de la Kasbah wurde von den befragten Personen meist spontan mit der
Revolution, den Protesten und Freiheit verbunden, sowie als Teil der tunesischen Kultur
(auch in geschichtlicher und religiöser Hinsicht) verstanden. Nur etwas weniger häufig
assoziierten die Befragten den Platz aber auch mit dem Staat, beziehungsweise mit der
Regierung.
Grundsätzlich lässt sich anhand der spontanen Verknüpfungen, welche die Passanten mit
den Orten der Befragung herstellten eine gute Aussage über die symbolische Bedeutung
der Avenue Habib Bourguiba, des Place de la Kasbah und des Place du 14. Janvier für
die tunesische Bevölkerung treffen: Die Kundgebungen und Demonstrationen scheinen
verankert in der kollektiven Wahrnehmung der Orte zu sein, denn alle drei der genannten
Orte wurden oftmals sofort mit der Revolution in Verbindung gebracht. Damit
einhergehend stehen die Orte für eine Verschiebung der Machtverhältnisse, neue
Freiheiten, aber auch für die Präsenz der Staatsgewalt und Polizei. Ebenso wurde die
enorme Bedeutung dieser Orte für die kulturelle Identität deutlich. Die Orte und besonders
die Avenue Habib Bourguiba bilden eine Art Schnittstelle des kulturellen, geschichtlichen,
religiösen, künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens in Tunis. Dabei liegt das Gewicht
des symbolischen Gehaltes der Avenue Habib Bourguiba insgesamt eher auf Kunst,
Austausch, Zerstreuung und Unterhaltung, das des Place de la Kasbah eher in einer
traditionelleren Repräsentation der tunesischen Kultur und der Staatsgewalt.
Aus der Auswertung der Leitfadeninterviews resultiert ebenfalls die Erkenntnis, dass sich
die Symbolik für die befragten Personen seit der Revolution verändert hat: „Jetzt steht die
Achse von Kasbah und Avenue Habib Bourguiba für die Revolution. Sie wird der Ort für
Demonstrationen bleiben, an dem man gehört werden kann und gesehen wird“ (Anhang
A.8, I 1).
Die veränderte Wirkung des Raumes und seiner Interaktion mit den Menschen wird in der
Aneignung von öffentlich zugänglichen Wänden deutlich, die während der Revolution mit
politisch motivierten Aussagen bemalt und beschrieben wurden. Bassem Aboulbas (vgl.
Anhang A.8, I 4) nannte für diese Praktik die Bezeichnung „heit-book“. „Heit“ ist das
arabische Wort für „Wand“. In Analogie zu „Facebook“ im virtuellen Raum stellt „heit-book“
im physischen Raum eine Mitteilungsplattform dar. Wäre Facebook während der
anhaltenden Proteste stärker zensiert beziehungsweise gesperrt worden, so meint er,
hätten die Aktivisten auf den Wänden der Stadt noch immer eine
Kommunikationsplattform gehabt, die ihnen so schnell keiner hätte nehmen können (vgl.
Anhang A.8, I 4).
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 72