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Abschlussbericht der Tunesienexkursion
Überwachung“ beschrieben haben, muss diese Überwachung entweder zudem von einem
großen Teil der Befragten als Freiheit empfunden worden sein, während andere diese als
beängstigend („Ort der Angst“) wahrgenommen haben. Oder es handelt sich um ein
häufig aufgetretenes Missverständnis dieser Frage.
Oft wurden der Kasbah-Platz und die Avenue Habib Bourguiba darüber hinaus vor der
Revolution als „Ort der Sicherheit“ und „Ort des Friedens“ beschrieben. Hierdurch wird
deutlich, dass die Begriffe „Sicherheit“ und „Frieden“ vermutlich von den Interviewten
anders ausgelegt wurden als von den Interviewern erwartet: Ständige Kontrolle des
öffentlichen Raums durch staatliche Instanzen kann auch als „Sicherheit“ empfunden
worden sein, da unter anderem das damit einhergehende Demonstrationsverbot für
friedlichere Verhältnisse („Ort des Friedens“) auf den Straßen gesorgt haben dürfte. Nach
Aussagen von Dali von 'Al al-Kahf' wird in Tunis seit der Revolution deutlich mehr
demonstriert. Die Intensität größerer Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten
und Polizeikräften im öffentlichen Raum hat gegenüber denen vor der Revolution enorm
zugenommen. Dies scheint einigen Menschen ein Gefühl der Unsicherheit und des
Unfriedens zu vermitteln. Für sie ging die Revolution vermutlich mit einem Verlust von
Sicherheit und Frieden einher.
Für die Symbolik dieser Orte bedeutet dies, dass neben den neuen Freiheiten auch
negative Assoziationen zu diesen Orten bestehen. Insgesamt muss aber ein großer
Wahrnehmungswandel der Orte vom Symbol der Überwachung und der Angst zum
Symbol der Revolution und der Freiheit herausgestellt werden. Dass diese Orte nun
besonders stark mit der Revolution in Verbindung gebracht werden, unterstützt die These
des Symbolikwandels an Orten des physischen öffentlichen Raumes, welche während der
Revolution zu Schauplätzen des Protests wurden.
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 69