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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />
glaube nicht, dass Wikileaks der Katalysator für die Revolution war. Ganz sicher haben<br />
die Menschen, die nach der Selbstanzündung von Mohamed Bouazizi auf die Straße<br />
gingen noch nie etwas von Wikileaks gehört. Die Mehrheit der Leute, die den Protest<br />
austrugen, hat noch nie das Internet benutzt. Sie gingen auf die Straße wegen<br />
Arbeitslosigkeit, Armut, Ungerechtigkeit, Einschränkung der persönlichen Freiheit,<br />
Unterdrückung usw. Es hat nichts mit Wikileaks zu tun“ (Lina Ben Mhenni; Interview: aec/<br />
David Sasaki). Das Internet und Facebook haben lediglich <strong>als</strong> Informationsquelle und<br />
Kontaktplattform eine große Rolle gespielt, wie Ben Mhenni in einem weiteren Interview<br />
bestätigt: „Twitter and Facebook played a big and important role in the spread of the<br />
information“ (ON THE MEDIA 2011). Im Interview mit Brooke Gladstone beschreibt Lina,<br />
dass sogar ausländische Medien auf Facebook <strong>als</strong> Informationsquelle zurückgriffen. „The<br />
two first weeks, foreign media was following everything on Facebook and Twitter. Starting<br />
from two weeks ago, they started to come to Tunisia to cover the events” (ON THE<br />
MEDIA 2011). Für Blogger wie Lina stellt Facebook, trotz der Möglichkeit Informationen<br />
leicht posten zu können und ohne Probleme auf der ganzen Welt zu verbreiten, keine<br />
unsichere Informationsquelle da: „We didn't spread information without linking it to videos<br />
and pictures showing that this really happened“ (ON THE MEDIA 2011). Es kommt immer<br />
darauf an, wie diese Aussagen mit Videos und anderem Material belegt sind. Durch diese<br />
Möglichkeit der Informationsverbreitung, nicht nur in geschriebener Form sondern auch<br />
durch Videos, Bildern und Augenzeugenberichten, wurde Facebook das allgegenwärtige<br />
Medium des Protestes. Ben Mhenni schreibt in ihrem Buch von der Ehre Mitglied bei<br />
Facebook zu sein. „Dann wurde ich Mitglied bei Facebook, diesem besonders magischem<br />
Netzwerk. […] Mich hat das Konzept sofort angesprochen, ein weltweites Netzwerk von<br />
Freunden zu knüpfen, Artikel, Fotos und Filme mit ihnen zu teilen und auch direkt mit<br />
ihnen chatten zu können“ (BEN MHENNI 2011: 35). Am Ende ist das Internet ihrer<br />
Meinung nach doch nur ein Baustein in einem viel weiter verzweigten System, denn „[sie]<br />
hätten die Revolution in Tunesien nicht ohne Internet starten können. Aber <strong>als</strong> Auslöser<br />
war das Internet auch nur ein Faktor von mehreren Faktoren. Mit dem Internet alleine<br />
hätten [sie] die Revolution in Tunesien nicht zu Ende bringen können“<br />
(KULTURVOLLZUG 2011).<br />
In unseren qualitativen Interviews fanden wir diesbezüglich keine verwertbaren Aussagen<br />
vor. Es geht eindeutig hervor, dass fast alle Tunesier, mit denen wir gesprochen haben,<br />
soziale Netzwerke nutzen und auch aktiv an den Protesten teilgenommen haben.<br />
Demnach könnte sich ein Zusammenhang vermuten lassen. Da aber auch die Menschen,<br />
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 32