Vollständiger Abschlussbericht als pdf-Download - Veränderungen ...
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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />
15.2 Ausblick auf Demonstrationen<br />
Das gruppendynamische Verhalten auf Demonstrationen im öffentlichen Raum ist sehr<br />
von der Angst geprägt, der Gewalt der Polizei ausgeliefert zu sein. Dadurch formieren<br />
sich Blöcke von Demonstranten, die es erschweren <strong>als</strong> Einzelner in der Gruppe<br />
identifiziert oder angegriffen zu werden. Die Menschen würden bei Übergriffen der Polizei<br />
möglichst wenig Angriffsfläche bieten und agieren daher „wie ein Schwarm Fische“, der<br />
eng beieinander bleibe um sich vor Feinden zu schützen (vgl. Anhang A.10, I 3). Nach<br />
Meinung von Herr Bouzid von der PDP gibt es jedoch bereits neue Entwicklungen<br />
hinsichtlich der Organisationsweise von Demonstrationen. So würden Demonstrationen<br />
mittlerweile längerfristiger geplant, indem beispielsweise Ort, Zeit und Route der<br />
Demonstration im Vorfeld mit der Polizei abgesprochen werden. Weiterhin scheint jedoch<br />
die spontane Organisation über soziale Netzwerke und das Internet das wichtigste Mittel<br />
zur Vorbereitung von Demonstrationen zu sein. Nach Meinung der interviewten Partei<br />
PDP seien abgesprochene Demonstrationen zu befürworten, da diese so „frei und<br />
kontrolliert“ (Hervorhebung d. Verf.) stattfinden könnten. Viele der Interviewten (vgl.<br />
Anhang A.10, I 3; I 5; I 8) nannten das Chaotische und Spontane <strong>als</strong> Charakteristika der<br />
Demonstrationen in Tunesien. Dem steht die von der PDP gewünschte „Europäisierung“<br />
(vgl. Anhang A.10, I 6) von Demonstrationen entgegen. Eine tatsächliche Veränderung<br />
des Demonstrationsverhaltens wird sich jedoch nur entwickeln, wenn ein rechtlicher<br />
Schutz der demonstrierenden Akteure vor willkürlichen Kontrollen und Repressionen der<br />
Polizei gegeben ist.<br />
15.3 <strong>Veränderungen</strong> im Öffentlichen Raum nach der Revolution<br />
Chamkhi beschreibt, dass sich der öffentliche Raum in Tunis von einem kontrollierten und<br />
überregulierten Raum zu einem freien Raum ohne Regeln entwickelt habe. Die<br />
prägenden Erfahrungen und das angelernte Verhalten im öffentlichen Raum der<br />
Menschen aus den letzten Jahrzehnten säßen jedoch noch tief, sodass die Bürger kein<br />
Wissen und keine Erfahrung über die Nutzung des öffentlichen Raumes hätten. Bis jetzt<br />
hätten die Menschen nicht gelernt, was der öffentliche Raum sei und wie er frei und<br />
gleichzeitig mit Rücksicht auf andere genutzt werden könne. Dasselbe Problem bestehe<br />
in Parteien und Organisationen, deren Mitglieder auch nur Menschen seien, die von den<br />
Erfahrungen der Vergangenheit beeinflusst seien (vgl. Anhang A.10, I 3). Die Bevölkerung<br />
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 113