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Abschlussbericht der Tunesienexkursion
Bevölkerung, vor allem aber die jugendliche Bevölkerung in Tunesien bei Facebook
registriert ist. Von rund nur 11 Millionen Menschen in Tunesien besitzen mittlerweile über
zwei Millionen Einwohner einen Account. Es wurde klar, dass viele Facebook- oder
Internetbenutzer gleichzeitig, an einem gewissen persönlichen Zeitpunkt an den
Straßenprotesten teilnahmen. Es wurde aber nicht ersichtlich, ob diese Teilnahme aus der
Registrierung bei Facebook herrührte. Außerdem war unsere Stichprobe hinsichtlich
sozioökonomischer Merkmale zu homogen, sodass keine gezielte Aussage über Leute,
die kein Facebook nutzen, getroffen werden kann. Unsere erste Hypothese: „Je mehr
Soziale-Online-Netzwerke genutzt wurden, desto höher war die Bereitschaft an Protesten
teilzunehmen“ wurde somit nicht bestätigt. Dies zeigt aber womöglich, dass die Nutzung
eines Netzwerks nicht das entscheidende Kriterium war, um auf der Straße zu
protestieren.
Bei unserer Recherche und den zahlreichen Interviews, vor allem auch mit
Internetaktivisten, ließ sich unsere zweite Hypothese „Social-Media-Plattformen
ermöglichen im Gegensatz zu redaktionellen Medien eine öffentliche Kommunikation in
der Public Sphere“ bestätigen. Die klassischen Medien ermöglichen nur eine einseitige
Kommunikation. Es werden nur Informationen aus einer Sichtweise vermittelt. In Tunesien
standen die klassischen Medien unter der Kontrolle des Regimes, dies machte eine offene
Debatte in der Public Sphere unmöglich. Im Gegensatz dazu bietet das Internet diese
Kommunikationsmöglichkeit. Die Social-Media-Plattformen wurden für die Kommunikation
während der Revolution genutzt. Es wurden Proteste, Kundgebungen und andere
Aktionen organisiert, die Diskussion über verschiedene Themen und Probleme werden
auch noch nach der Revolution darüber kommuniziert. All dies zeigt den Nutzen der
Internet-Plattformen für die öffentliche Kommunikation, bei der sich jeder Internetuser
einbringen kann.
Die öffentliche Kommunikation birgt großes Potential für gesellschaftliche
Transformationsprozesse. Zunächst wird dies ganz klar durch die Revolution deutlich, der
Sturz Ben Alis konnte über das Internet organisiert werden und wurde zu einer
Massenbewegung. Den Möglichkeiten des Internets ist es zu verdanken, dass so viele
Menschen mobilisiert wurden. Es war nicht nur ein Umsturz des Regimes, sondern auch
ein Ruck in der Gesellschaft. Tunesien befindet sich im Wandel: durch die neu
gewonnene Demokratie findet auch ein Wandel in der Gesellschaft statt. Klassische
Medien, die im Falle von Tunesien vom Staat gesteuert und kontrolliert wurden, allein
hätten dies wahrscheinlich nicht auslösen können. Aber selbst freie klassische Medien
Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 40