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<strong>Abschlussbericht</strong> der Tunesienexkursion<br />

Eine dritte Bedeutung vom Öffentlichen bezieht sich auf den auch <strong>als</strong> politische oder<br />

öffentliche Sphäre bezeichneten Raum. Er bezeichnet eine Art Kollektiv mit einer<br />

bestimmten Kommunikationsstruktur oder eine Sphäre kommunikativen Handelns, in der<br />

soziale Akteure auf Verständigung über Angelegenheiten von allgemeinem Interesse<br />

orientiert sind.<br />

Dieser Kommunikationsraum zeichnet sich nach Habermas durch die Gleichstellung aller<br />

Akteure aus. „Es kann jeder teilhaben, der in der Lage ist, sich auszudrücken, und es<br />

besteht die Möglichkeit einer Rotation der kommunikativen Rollen, so dass derjenige, der<br />

erst zuhört und sich ein Urteil bildet, dieses später dann mitteilen kann, so dass ihm<br />

zugehört wird. Der Raum der öffentlichen Kommunikation zeigt somit eine diskursive<br />

Struktur: die Diskussionen, die in ihm stattfinden, werden <strong>als</strong> kollektives Streben<br />

verstanden, ohne Ausübung von Druck und Manipulation gemeinsame Deutungen zu<br />

konstituieren, die eine auf rationaler Überzeugung gründende Verständigung<br />

ermöglichen“ (Leguizamón 2009:33).<br />

Die Öffentlichkeit konstituiert sich, und dies möchten wir in Abgrenzung zu dem von<br />

Habermas entwickelten Model betonen, jedoch nie in dieser reinen Form. Denn auch<br />

wenn Individuen „nicht in der Lage sind, ihre Wertentscheidungen, ihre Kultur, ihre<br />

Weltsicht argumentativ zu rechtfertigen, so können sie doch in der Lage sein, über die<br />

Erfahrungen, die sie mit diesen Wertentscheidungen im täglichen Leben machen, zu<br />

berichten: eine Erfahrung, die nicht nur rational, sondern auch emotional deutlich wird“<br />

(Marramao zitiert nach Leguizamón 2009:83).<br />

Deutlich wurde dies besonders in den auf Sozialen Kommunikationsplattformen geführten<br />

Debatten Ziele und Legitimierung der Protest. So zeichneten sich diese mit Anwachsen<br />

der Proteste und besonders ab dem Zusammenbruch des politischen Systems häufig<br />

eher durch emotionale bis unsachliche sowie bewusst f<strong>als</strong>che Aussagen aus (vgl.<br />

Interview Fatma Riahi, der Vorsitzenden einer Bloggervereinigung in Tunis).<br />

Der öffentlich Raum ist daher weniger eine Sphäre die sich dadurch auszeichnet, dass die<br />

in ihr stattfindenden Diskussionen darauf abzielen „ohne Ausübung von Druck und<br />

Manipulation gemeinsame Deutungen zu konstituieren, die eine auf rationaler<br />

Überzeugung gründende Verständigung ermögliche“ (Leguizamón 2009:33). Viel mehr<br />

bildet er ein Raum der „Begegnung und der Auseinandersetzung von ‚narrativen‟<br />

Versionen der Organisation der globalen Gesellschaft aus unterschiedlichen<br />

Freie Universität Berlin – Geographische Wissenschaften 12

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