Band 5

B U C H 45: W I E F Ü R F R I E D E N I N D E R W E L T A R B E I T E N
kann morden oder er kann retten. Warum dem Arm die Schuld geben? Er ist unschuldig, er
ist nicht verantwortlich. Man gibt ihm gute oder schlechte Befehle, und er führt sie aus.
Nehmen wir einmal an, ein Mann wollte sich seine Sexualorgane amputieren lassen; er
könnte seinen Appetit, seine Wünsche nicht mehr befriedigen, aber sie wären deshalb noch
nicht verschwunden. Es hat Menschen gegeben, die sich in ihrem feurigen Glauben
verstümmelt haben, um sich dadurch vor der Hölle zu retten, aber sie landeten in einer
anderen Hölle, die noch mehr brannte! Man muß die Gliedmaßen in Ruhe lassen. Im
Denken, in den Gefühlen, in der Seele, dort muß man eine Reinigungsarbeit ausführen.
Nehmen wir an, in einer Familie sei gerade Streit ausgebrochen. Welch ein Spektakel, was
für eine Katzenmusik! Doch plötzlich meldet sich an der Türe ein Freund, den alle schätzen
und achten. Augenblicklich bemühen sich alle, ein gute Haltung einzunehmen und schauen
sich gegenseitig sogar freundlich an, damit der Freund nicht bemerkt, dass sie noch eben
mitten in einer Tragödie steckten.
Bestimmt habt ihr schon derartige Erfahrungen gemacht, nicht wahr? Also, warum daraus
nicht Schlussfolgerungen für euer inneres Leben ziehen? Wenn eine Aufregung in euch
ausbricht, und ihr mit großer Intensität zu beten beginnt, werdet ihr feststellen können, dass
sich plötzlich alles in euch besänftigt und dass ihr eure Ruhe und Freude wiederfindet.
Warum? Weil ein Freund euch besuchen gekommen ist und alle anderen inneren Bewohner
sich in seiner Gegenwart beruhigt haben, da sie befürchteten, als ungehobelt zu gelten. Und
wenn ihr diesen Freund noch beharrlicher und inbrünstiger bittet, nie mehr wegzugehen,
sondern endgültig in euch zu wohnen, sich im Zentrum eurer selbst niederzulassen, dann
werden Friede und Licht für immer in euch herrschen.
Wenn man meditieren will, ist es gut, die Natur der psychischen Arbeit zu kennen, zu
wissen, dass man das Gehirn niemals zwingen darf, sich abrupt auf ein Thema zu
konzentrieren, denn indem man etwas erzwingt, tut man den Nervenzellen Gewalt an und
das Gehirn blockiert sich. Als erstes solltet ihr euch daher entspannen, sozusagen passiv
bleiben, und dabei als geduldiger, stiller Betrachter in aller Ruhe dieses Ruhigwerden all
eurer Zellen überwachen. Sicher, ohne Übung wird euch das nicht so schnell gelingen, aber
auf lange Sicht werden dazu einige Sekunden genügen. Das Geheimnis einer guten
Meditation liegt darin, zuerst mit Sanftheit, Frieden und Harmonie zu arbeiten. In dem
Augenblick, wo ihr spürt, dass euer Nervensystem bereit und aufgeladen ist, denn diese
passive Haltung erlaubt euren Gehirn Energien anzusammeln, könnt ihr euer Denken auf
das gewählte Thema richten.
Wie soll man wahre Spiritualität definieren?... Wenn der Winter kommt, ist die Erde weniger
der Sonne ausgesetzt, und nichts wächst mehr. Die Flüsse sind sogar gefroren, und das
Leben läuft langsamer. Im Frühling aber, wenn die Erde den Sonnenstrahlen länger
ausgesetzt ist, wächst alles, wird alles schön, reich, überquellend, und das Leben fließt
überall. Spiritualität lässt sich also mit der Wirkung der Sonne auf die Erde vergleichen.
Wenn unser Geist zu strahlen beginnt, um alle Zellen unseres Organismus mit seiner Liebe
und seinem Licht zu durchdringen, um sie zu harmonisieren und dazu zu bringen, im
Einklang zu singen, ja, dann sind wir wirklich ein spiritueller Mensch.
Wahre Spiritualität ist wie die Sonne, die auf die Erde einwirkt, wie der Geist, der unseren
Körper belebt und beseelt, bis Licht, Friede und Fülle in uns wohnen.
Was auch geschehen mag, lasst euch weder durcheinander bringen noch entmutigen. Sorgt
dafür, dass euer Geist nach und nach wieder die Herrschaft über die Situation erringt. Auf
diese Weise werdet ihr eure wahre Freiheit entdecken, denn nur der Geist ist wirklich frei, er
steht über den Ereignissen. Wenn ihr dem Geist seinen Platz in euch wiedergebt, dann sagt
euch eine innere Stimme, dass diese Hindernisse und Unannehmlichkeiten nicht in der Lage
sind, euch euer Gleichgewicht, euren Frieden und eure Liebe zu rauben. Im Gegenteil! Die
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