Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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112 KAPITEL 5. RESÜMEE UND AUSBLICK<br />
Haltestrahls entlässt man das BEC in den Wellenleiter. Die Dispersion dieser kohärenten<br />
Materiewelle wurde geändert, indem man der Dipolfalle ein periodisches Potential räumlich<br />
überlagert. Dieses optische Gitter entsteht durch Interferenz zweier gegenläufiger<br />
Laserstrahlen. Durch die Variation der Laserleistung und der Verstimmung der beiden<br />
Strahlen kann die Dispersion sowohl in der Größe als auch im Vorzeichen gezielt eingestellt<br />
werden. Insbesondere erreicht man die - für helle <strong>atomare</strong> <strong>Solitonen</strong> notwendige -<br />
anomale Dispersion für Quasiimpulse im Bereich der Bandkante der Brillouinzone.<br />
Durchgeführte Experimente<br />
Durch die Kombination aus optischem Wellenleiter und überlagertem periodischem Potential,<br />
wurde es erstmals möglich, die freie Dynamik von Materiewellen in optischen<br />
Gittern direkt im Ortsraum für lange“ Zeiten zu beobachten. Bisherige, in periodischen<br />
”<br />
Potentialen durchgeführte Experimente wurden stattdessen im freien Fall 1 oder in einer<br />
Magnetfalle durchgeführt.<br />
In einer ersten Reihe von Experimenten wurde demonstriert, dass es durch Präparation<br />
der Wellenpakete am Rand der Brillouinzone möglich ist, eine anomale Dispersion zu<br />
erreichen, die durch eine negative effektive Masse der Atome beschrieben werden kann.<br />
Dazu wurde die Dynamik eines zunächst bei positiver Masse expandierten Wellenpakets<br />
invertiert. Nach der Präparation an der Bandkante beginnt das Ensemble zu komprimieren,<br />
bis es seine Anfangsgröße wieder erreicht. Diese Umkehr der zeitlichen Entwicklung<br />
ist eine direkte Manifestation der negativen effektiven Masse. Weiterhin wurde<br />
untersucht, für welche Potentialtiefen die Annahme einer konstanten effektiven Masse<br />
gerechtfertigt ist. Dazu wurde die Potentialtiefe für Materiewellen an der Bandkante<br />
variiert. Sobald die Dichteverteilung nicht mehr durch Gaußfunktionen wiedergegeben<br />
wird, müssen Dispersionsterme höherer Ordnung in der Zeitentwicklung berücksichtigt<br />
werden. Schließlich wurde die maximale Gruppengeschwindigkeit der Atome im untersten<br />
Band bestimmt, indem Wellenpakete präpariert wurden, die im Impulsraum mit<br />
den Quasiimpulsen unendlicher Masse überlappen. Im Ortsraum entwickeln sich steile<br />
Kanten an den Ränder der Wellenpakete, die eine einfache Deduktion der maximalen Geschwindigkeit<br />
erlauben. Die bisher diskutierten Beobachtungen wurden in der Zeitschrift<br />
Physical Review Letters“ [163] publiziert.<br />
”<br />
Die besprochene Demonstration der negativen Masse eines Wellenpakets war die wesentliche<br />
Voraussetzung zur Erzeugung <strong>atomare</strong>r <strong>Solitonen</strong>. Deren Entstehung konnte<br />
beobachtet werden, nachdem es gelungen ist, kohärente Wellenpakete mit einer Teilchenzahl<br />
im Bereich von 1000 Atomen zu präparieren. Es wurde eine Reihe von systematischen<br />
Messungen durchgeführt, die das solitonische Verhalten der Wellenpakete<br />
bestätigten. Gleichwohl ergaben sich Abweichungen der experimentellen Ergebnisse von<br />
den Vorhersagen numerischer Lösungen der nichtlinearen nichtpolynominalen Schrödingergleichung.<br />
Der Anteil an Atomen, die nicht zum Soliton beitragen, war im Experiment<br />
wesentlich größer als von der eindimensionalen Theorie vorhergesagt. Durch einen<br />
detaillierten Vergleich von Theorie und Experiment wurde eine These für den Atomzahlverlust<br />
entwickelt, die noch durch mehrdimensionale Simulationen der Gross-Pitaevskii<br />
Gleichung bestätigt werden muss.<br />
Die beobachteten nicht zerfließenden Wellenpakete stellen die ersten hellen <strong>Solitonen</strong><br />
1 Dadurch wird die Beobachtungszeit auf t < 20 ms beschränkt.