Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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2 INHALTSVERZEICHNIS<br />
das Gas unter eine kritische Temperatur, welche in der Größenordnung von 1µK liegt,<br />
abzukühlen. Es dauerte 70 Jahre, bis es 1995 schließlich mehreren Gruppen in den USA<br />
gelang, die Schwierigkeiten zu überwinden, die das Abkühlen eines Gases auf solch tiefe<br />
Temperaturen verhindert hatten [6, 7, 8].<br />
Bose-Einstein Kondensation, na und?<br />
Wäre es allein um die Bestätigung einer 70 Jahre alten ”<br />
Theorie“ und die Überwindung<br />
technischer Schwierigkeiten gegangen, so hätte die Nachricht von der ersten Erzeugung<br />
eines Bose-Einstein Kondensats 1995 wohl nicht weltweites Aufsehen und einen ”<br />
Boom“<br />
in der Physik ultrakalter Atome ausgelöst. Es waren die besonderen Eigenschaften dieses<br />
neuen Materiezustands, die die Phantasie der Forscher beflügelten:<br />
• Da sich alle Atome im selben Zustand befinden, sind die Orts- und Impulsunschärfe<br />
des Ensembles nur durch das Heisenberglimit begrenzt, man hat die ”<br />
ultimative“<br />
Kontrolle über Position und Bewegung der Atome [9].<br />
• Bose-Einstein Kondensate sind interferenzfähig, sie sind Quellen kohärenter <strong>atomare</strong>r<br />
Materiewellen. Oft vergleicht man den Übergang von der thermischen Wolke<br />
zum Kondensat mit dem Unterschied zwischen thermischem Licht und Laserlicht.<br />
• zur Faszination dieses Gebiets trägt sicherlich auch die Tatsache bei, dass die Größe<br />
des BEC für typische experimentelle Situationen im Bereich von ∼ 1−500 µm liegt.<br />
Die Wellenfunktion besitzt eine makroskopische Ausdehnung, sie wird damit von<br />
einer unanschaulichen Rechengröße zu einem beobachtbaren ”<br />
Objekt“.<br />
• Im Gegensatz zu den Quantenflüssigkeiten 3 He und 4 He ist die Wechselwirkung<br />
zwischen den Atomen eines verdünnten Gases so schwach, dass die Statik und<br />
Dynamik der Kondensate durch eine ”<br />
einfache“ Gleichung beschrieben wird, die<br />
einen Vergleich zwischen Experiment und Theorie ermöglicht.<br />
Den Aufschwung, den dieses Gebiet seit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
genommen hat, wird eindrucksvoll durch die Anzahl der Veröffentlichungen, die zum<br />
Thema Bose-Einstein Kondensation erschienen sind, belegt. Sie stieg von etwa 20 pro<br />
Jahr auf einige Veröffentlichungen pro Tag! Einen umfassenden geschichtlichen Überblick<br />
über die Entwicklung der Physik kalter Atome zwischen 1924 und 1995 gibt ein<br />
Buch von Griffin et al. [10], während die moderne Theorie dazu von Dalfovo und Giorgini<br />
[5], sowie Pitaevskii und Stringari [11] behandelt wird. Eine Zusammenfassung experimenteller<br />
Techniken und Arbeiten ist in den Übersichtsartikeln von Ketterle [9] bzw.<br />
Cornell [12], sowie einem Buch von Pethick und Smith [13] zu lesen.<br />
Von der Vielzahl an Experimenten, die mittlerweile durchgeführt wurden, seien hier<br />
stellvertretend nur einige wenige genannt, die direkt mit den oben genannten Eigenschaften<br />
der Kondensate in Beziehung stehen. Die ersten Arbeiten mit entarteten Alkaligasen<br />
konzentrierten sich auf die makroskopischen Eigenschaften des BEC [14, 15, 16, 17],<br />
bevor in einer Reihe von eindrucksvollen Experimenten auch die Interferenzfähigkeit<br />
der Kondensate demonstriert wurde [18, 19]. Schließlich gelang die Realisierung so genannter<br />
”<br />
Atomlaser“ [20, 21, 22]. Bei diesen Experimenten werden aus dem Reservoir<br />
BEC, gepulst oder kontinuierlich, kohärente Materiewellen ausgekoppelt. Sie stellen das<br />
Analogon zum optischen Laser dar.