Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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3.2. BEEINFLUSSUNG DER DYNAMIK 75<br />
diesem Zeitpunkt beginnt die Beschleunigung des Potentials. Durch eine lineare Rampe<br />
des Frequenzunterschieds δν(t) = αt werden die Atome im Impulsraum an die gewünschte<br />
Position k = mδνλsw<br />
2<br />
verschoben. Die Dauer t 2 dieser Beschleunigungsphase liegt im<br />
Bereich zwischen 1.4 ms und 3 ms.<br />
Damit bei dieser Präparation Übergänge der Atome in höhere Energiebänder vermieden<br />
werden, muss der Prozess das Kriterium für Adiabatizität<br />
∣ 〈n, k| d ∣ ∣∣∣<br />
2<br />
dt |1, k〉<br />
≪ |E n(k) − E 1 (k)| 2<br />
2 (3.48)<br />
erfüllen [119], wobei |n, k〉 die Blochzustände bezeichnet. Dabei sind Übergänge zwischen<br />
benachbarten Bändern besonders kritisch. Daher wird im Folgenden nur n = 2<br />
betrachtet. Vernachlässigt man die Nichtlinearität so kann man dieses Kriterium in der<br />
Näherung schwacher Potentiale V 0 ≤ 2E r analytisch auswerten [120]. Bei einer Potentialtiefe<br />
V 0 = E r muss für die Dauer der linearen Amplitudenrampe im Zentrum der<br />
Brillouinzone nach Gl. 3.48 t 1 ≫ 1/32 √ 2E r / = 0.9 µs gelten. Man könnte die Amplitudenrampe<br />
noch sehr viel kürzer als im Experiment wählen.<br />
Beschleunigt man das Potential, so ist die Adiabatizitätsbedingung umso schwerer zu<br />
erfüllen, je kleiner |E 2 (k) − E 1 (k)| ist. Am kritischsten ist demnach eine Beschleunigung<br />
an die Bandkante oder über diese hinaus. Wertet man Gl. 3.48 für diesen Fall aus, so<br />
erhält man folgende Bedingung für die Dauer t 2 der Beschleunigungsphase<br />
t 2 (k, V 0 ) ≫ 16mE rk<br />
k 3 rV 2<br />
0<br />
= 0.34 ms k[k r]<br />
V 2<br />
0 [E2 r ]<br />
(3.49)<br />
V 0<br />
Nα nl g|Ψ| 2 max<br />
Dieses Forderung ist schwieriger zu erfüllen, als diejenige für die Amplitudenrampe,<br />
da man die Beschleunigungszeit nicht beliebig lang machen kann. Damit die Dynamik<br />
der Materiewelle nicht wesentlich durch diese Phase beeinflusst wird, sollte t 2 ≃ 2 ms<br />
kürzer als die charakteristische Zeitskala der Wellenpaketdynamik sein. Diese kann im<br />
Experiment durchaus in der Größenordnung von einer ms liegen. Man hat dies in der<br />
Beurteilung der experimentellen Ergebnisse zu berücksichtigen.<br />
Mit Ausnahme der Bandkante (wegen |E 2 (k r , V 0 = 0) − E 1 (k r , V 0 = 0)| = 0), könnte<br />
man die Präparation auch durchführen, indem man ein laufendes Gitter der gewünschten<br />
Geschwindigkeit einschaltet. Dies ist nicht geschehen, da ein wesentlicher Teil der<br />
Experimente im Bereich der Bandkante durchgeführt wurde.<br />
Berücksichtigt man die Wechselwirkung zwischen den Atomen, so wurde von Wu und<br />
Niu gezeigt, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs in höhere Bänder erhöht<br />
[121, 122]. Als wesentlicher Parameter hat sich das Verhältnis von Potentialtiefe zu Nichtlinearität<br />
η =<br />
herausgestellt. Der lineare Fall liegt für η ≫ 1 vor. Im Bereich<br />
η ≥ 1 wurden die Korrekturen der Tunnelwahrscheinlichkeit in [121] für verschiedene η<br />
numerisch berechnet. Falls η < 1 wird, bricht die Beschreibung durch lineare Blochwellen<br />
zusammen. An der Bandkante entsteht eine Schleife in der Bandstruktur, die die adiabatische<br />
Präparation von Atomen mit Quasiimpulsen oberhalb der Bandkante verhindert<br />
[121, 123, 124]. Im Experiment wurden die Potentialhöhen und die Beschleunigungszeit<br />
t 2 so gewählt, dass kein signifikanter Anteil der Atome ins zweite Band gelangt. Zur<br />
Eichung der Potentialtiefe kann hingegen gerade die nicht adiabatische Präparation der<br />
Materiewelle benutzt werden (s. Abschnitt 4.1.2).