Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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7<br />
Kurzer historischer Überblick<br />
Auf der Suche nach Möglichkeiten entartete Bose-Gase herzustellen dachte man zunächst<br />
an die Kühlung von spinpolarisiertem <strong>atomare</strong>m Wasserstoff in Kryostaten. Zum einen<br />
führt die geringe Masse des Wasserstoffs zu einer vergleichsweisen ”<br />
hohen“ Übergangstemperatur<br />
und zum anderen war es das einzige System, das Berechnungen zufolge im<br />
thermodynamischen Gleichgewicht bis zum absoluten Nullpunkt gasförmig bleiben sollte<br />
[25]. Mit der erfolgreichen Demonstration der Laserkühlung [26, 27], welche für Wasserstoff<br />
nicht möglich ist, und des erstmaligen Fangens neutraler Atome in einer magnetooptischen<br />
Falle [28] rückten dann aber zunehmend die Alkaliatome in den Mittelpunkt<br />
des Interesses. Es wurde mit vergleichsweise wenig Aufwand möglich, Atome in den Bereich<br />
von einigen Millionsteln Kelvin abzukühlen. Die Dichten und Temperaturen, die mit<br />
lasergekühlten Atomen erreicht werden können, reichen jedoch noch nicht aus, um den<br />
Phasenübergang zur Bose-Einstein Kondensation zu erreichen. Eine zweite Technik zur<br />
weiteren Kühlung der Atome ist dazu notwendig. Es war dies die Methode der Verdampfungskühlung<br />
in rein magnetischen Fallen [29], die zunächst an kryogen vorgekühltem<br />
Wasserstoff demonstriert wurde [30]. Die Verdampfungskühlung beruht auf der selektiven<br />
Entfernung hochenergetischer Teilchen aus dem <strong>atomare</strong>n Ensemble. Die restlichen<br />
Atome thermalisieren daraufhin durch elastische Stöße bei einer tieferen Temperatur. Es<br />
werden dabei neue energiereiche Teilchen erzeugt, die wiederum entfernt werden können.<br />
Dadurch kann dem Ensemble genügend Energie bei akzeptablem Teilchenzahlverlust entzogen<br />
werden. Diese Kombination aus Laserkühlung und Verdampfungskühlung führte<br />
1995 zur erfolgreichen Kondensation der Alkalimetalle Rubidium, Natrium und Lithium.<br />
Die Elemente der Alkalireihe wurden zu den ”<br />
Arbeitspferden“ der Physik ultrakalter<br />
Atome, da sie neben ihrer Eignung zur Laserkühlung weitere Eigenschaften besitzen,<br />
die vorteilhaft gegenüber spinpolarisiertem Wasserstoff sind. Es stellte sich heraus, dass<br />
weder die Übergangstemperatur noch die Frage nach der thermodynamischen Stabilität<br />
des kondensierten Zustands des betreffenden Elements eine entscheidende Rolle spielen.<br />
Zum einen kann die Verdampfungskühlung so gezielt eingesetzt werden, dass Temperaturen<br />
weit unterhalb des kritischen Werts erreicht werden können 3 und zum anderen<br />
ist neben den Alkalimetallen auch Wasserstoff auf Grund von dipolarer Relaxation bei<br />
T = 0 ”<br />
nur“ metastabil. Ein verdünntes kondensiertes Gas kann deshalb nie thermodynamisch<br />
stabil sein, der Grundzustand ist mit Ausnahme von flüssigem Helium immer<br />
ein kristalliner Festkörper. Allerdings ist die Zeitskala, auf der das System in den Gleichgewichtszustand<br />
übergeht i.A. sehr lang im Vergleich zur Dauer typischer Experimente.<br />
Entscheidend für die Beobachtung des BEC-Phasenübergangs waren zwei andere Parameter.<br />
Die Wechselwirkung zwischen den Atomen sollte abstoßend sein, nur dann kann<br />
eine größere Anzahl von Atomen in einem Kondensat metastabil sein. Für eine effektive<br />
Verdampfungskühlung war es zudem wichtig, dass das Verhältnis zwischen ”<br />
guten“<br />
(thermalisierenden) und ”<br />
schlechten“ 4 Stößen möglichst groß ist.<br />
Zu Beginn der Arbeiten waren diese Parameter unbekannt, wodurch die Wahl des<br />
richtigen Elements auch ein bisschen zur Glückssache wurde. Das richtige ”<br />
Gespür“ hatten<br />
die Gruppe um Eric Cornell und Carl Wieman am NIST in Boulder/Colorado [6],<br />
sie wählten Rubidium, und diejenige um Wolfgang Ketterle am MIT in Boston/Massa-<br />
3 Die Schwierigkeit liegt eher in der zuverlässigen Messung dieser tiefen Temperaturen.<br />
4 Darunter fasst man alle Mechanismen zusammen, die zu einer ungewollten Entfernung von Teilchen<br />
aus der Falle oder zum Aufheizen des Ensembles führen.