Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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72 KAPITEL 3. THEORIE<br />
tialtiefe V 0 für alle Quasiimpulse. Im Bereich sehr starker Potentiale V 0 > 10E r ( ”<br />
Tight<br />
Binding regime“) verschwindet die Abhängigkeit vom Quasiimpuls. Die Dynamik des<br />
BEC wird dann nicht mehr durch die besprochenen Gleichungen sondern durch eine<br />
diskrete nichtlineare Schrödingergleichung beschrieben [118].<br />
Die Gleichung 3.46 besagt in der dargestellten ”<br />
effektiven Masse-Näherung“ demnach,<br />
dass sich eine Materiewelle in einem periodischen Potential genauso entwickelt wie<br />
es ein freies Teilchen mit der geänderten Masse m eff (k) 11 und der Gruppengeschwindigkeit<br />
v g (k) tun würde. Die Auswirkungen der Nichtlinearität werden erst in Abschnitt<br />
3.3 diskutiert. Zunächst wird die geänderte lineare Dispersion besprochen.<br />
3.2.5 Lineare Dynamik im periodischen Potential<br />
Die lineare Dynamik der Materiewellenpakete wird bestimmt durch die Dispersionsrelation<br />
E(k). Da bei den durchgeführten Experimenten die Atome nur im untersten Band<br />
präpariert werden, wird dieses im Folgenden ausführlich diskutiert. In Abb.3.3(a) ist die<br />
numerisch bestimmte Dispersionsrelation unter Berücksichtigung von 9 Brillouinzonen<br />
für die drei untersten Bänder, bei einer Potentialtiefe von V 0 = E r in Abhängigkeit des<br />
Wellenvektors dargestellt. Der Wellenvektor ist dabei auf denjenigen an der Bandkante<br />
(k r ) und die Energie auf die Rückstoßenergie E r skaliert. Das dritte Band (grün) wird<br />
nur sehr schwach an der unteren Bandkante verändert, es kann als freies Band angesehen<br />
werden (d.h. die Dispersion ist dort nicht geändert). Auch die unteren beiden Bänder<br />
(blau und schwarz) unterscheiden sich im Zentrum der Brillouinzone (um k=0) über<br />
weite Bereiche nicht von der freien Parabel E(k) = 2 k 2 /2m. Hingegen gibt es in der<br />
Nähe der Bandkante bei k/k r = ±1 signifikante Abweichungen.<br />
Aus diesen Abweichungen von der freien Dispersionsrelation ergibt sich die komplette<br />
geänderte Dynamik von Materiewellen in periodischen Potentialen. Dieser Bereich in den<br />
Abbildungen (b)-(e) gelb unterlegt.<br />
In Abb. 3.3(b) ist nochmals die numerisch berechnete Bandstruktur des untersten<br />
Bandes (schwarz) zusammen mit der analytischen Näherung für schwachen Potentiale<br />
(grün) gezeichnet. Die Übereinstimmung ist so gut, dass zur besseren Unterscheidung<br />
letztere vertikal versetzt dargestellt ist. Bis etwa 0.5 k r stimmen beide sehr gut mit der<br />
freien Parabel (blau, gestrichelt) überein. Bei k ∞ ≈ 0.8 k r verschwindet die Krümmung<br />
der Dispersionsrelation (dies entspricht dem Beginn des gelb markierten Bereiches), im<br />
Bereich bis zur Bandkante ist diese dann negativ. An der Bandkante existiert eine Energielücke<br />
(engl. ”<br />
band gap“) zum zweiten Band, die für kleine Potentiale ∆E = V 0 /2<br />
beträgt.<br />
Die Auswirkungen auf die Gruppengeschwindigkeit und auf die Masse, die entsprechend<br />
den Gl. 3.42 und 3.43 berechnet werden, sind in den Abbildungen (c) und (d) zu<br />
sehen. Beide Größen sind auf ihre ”<br />
natürlichen“ Werte (v r = k r /m und m 0 ) von freien<br />
Teilchen mit Quasiimpuls k r skaliert. Die Funktionen für freie Teilchen sind wiederum<br />
gestrichelt eingezeichnet. Um k = 0 herum gibt es wie für E(k) praktische keine Abweichungen.<br />
An der Stelle verschwindender Krümmung von E(k) erreicht die Gruppengeschwindigkeit<br />
ihr Maximum, während die Masse dort divergiert. Für weiter zunehmende<br />
Wellenvektoren sinkt die Gruppengeschwindigkeit wieder, um direkt an der Bandkante<br />
zu verschwinden, Die Masse ist in diesem Bereich negativ und erreicht ihr betragsmäßi-<br />
11 Der Index am zentralen Wellenvektor wird im Folgenden nicht mehr ausgeschrieben: k 0 → k.