Helle atomare Solitonen - KOPS - Universität Konstanz
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INHALTSVERZEICHNIS 3<br />
Blättert man an dieser Stelle auf das Deckblatt der Arbeit zurück, so sind zumindest<br />
zwei der ersten drei Worte des Titels erklärt. Die Arbeit mit bosekondensierten Atomen<br />
bedeutet die Beobachtung kohärenter Materiewellen. Zur Reichhaltigkeit dieses Gebiets<br />
hat zudem beigetragen, dass die schon angesprochene Wechselwirkung zwischen den<br />
Atomen zu Effekten führt, die im idealen Gas nicht beobachtbar wären. Ein Zitat von<br />
Eric Cornell, in dessen Gruppe das erste BEC erzeugt wurde, drückt diesen Umstand<br />
noch deutlicher aus [12]:<br />
The overall picture [of BEC theory in an ideal gas] is sufficiently easy to<br />
”<br />
understand that, if the system truly were an ideal gas, there would be little<br />
left to study at this point.“<br />
Unter Berücksichtigung der Atom-Atom-Wechselwirkung hingegen wird die Bewegungsgleichung<br />
für ein Kondensat am absoluten Temperaturnullpunkt zu einer nichtlinearen<br />
Schrödingergleichung. Reduziert auf eine Dimension entspricht diese der aus der nichtlinearen<br />
Optik bekannten Gleichung für die Ausbreitung von Laserpulsen in Glasfasern.<br />
Von dieser ist bekannt, dass sie eine spezielle Klasse von Lösungen, so genannte <strong>Solitonen</strong>,<br />
unterstützt. <strong>Solitonen</strong> entsprechen lokalisierten, nicht zerfließenden Wellenpaketen,<br />
die in mindestens einer Dimension frei propagieren können. Sie wurden erstmals 1834 von<br />
John Scott Russell [23] in einem Kanal beobachtet und sind seitdem in vielen Gebieten<br />
der Physik (z.B. Tsunamis nach Seebeben, Teilchenphysik) und Biologie (Reizleitung<br />
in Nervenfasern) untersucht worden. Ziel dieser Arbeit war die Erzeugung des atomoptischen<br />
Äquivalents, heller <strong>atomare</strong>r <strong>Solitonen</strong>, die entlang eines eindimensionalen<br />
optischen Wellenleiters frei propagieren können.<br />
Kohärente Materie in periodischen Potentialen<br />
<strong>Helle</strong> <strong>atomare</strong> <strong>Solitonen</strong> entstehen, falls sich die Effekte der (linearen) Dispersion, der<br />
räumlichen Verbreiterung der Materiewelle auf Grund seiner endlichen Impulsbreite, und<br />
der (nichtlinearen) Wechselwirkung kompensieren. Dazu müssen jedoch die Vorzeichen<br />
der beide Terme die richtige Kombination aufweisen. In ”<br />
normaler“ Materie ist dies nur<br />
möglich falls die Wechselwirkung zwischen den Atomen anziehend, entsprechend einer<br />
negativen Streulänge a, ist. Allerdings sind in diesem Fall nur Kondensate mit kleiner<br />
Atomzahl (maximal einige Tausend Atome) stabil, darüber hinaus kollabiert das System;<br />
eine Einschränkung der Vielseitigkeit der Apparatur, die man ungern in Kauf nimmt.<br />
Benutzt man stattdessen repulsiv wechselwirkende Atome, so sind im Prinzip beliebig<br />
große BECs möglich. Man muss dann jedoch das Vorzeichen der Dispersion invertieren.<br />
Diese Forderung impliziert, dass sich Atome nach Zufuhr von Energie langsamer bewegen<br />
müssen! Eine solche Situation, so ungewöhnlich sie zunächst erscheint, ist wohlbekannt<br />
aus dem Verhalten von Elektronen im periodischen Potential der Atomrümpfe eines geordneten<br />
Festkörpers. Am Rand der Brillouinzone ist die Dispersionsrelation gegenüber<br />
freien Teilchen derart geändert, dass die Atome die gewünschte ”<br />
anomale“ Dispersion<br />
zeigen. Man kann ihnen eine negative effektive Masse zuordnen.<br />
In <strong>atomare</strong>n Systemen wird die periodische Modulation der Energie durch das konservative<br />
optische Potential einer nicht resonanten stehenden Welle zweier gegenläufiger<br />
Laserstrahlen erzeugt. Im Gegensatz zu Systemen aus der Festkörperphysik können sowohl<br />
die Stärke des Potentials, als auch der Quasiimpuls des Ensembles experimentell